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IX. Die Johanniskräuter

  1. Baldrian, Valeriana L., darf man nur am Tage vor Johannis pflücken.
  2. Der Biber-, Fieber- oder Bitterklee, Eoswik und Bobownik, Menyanthes trifoliata, ist gut gegen das Fieber.
  3. Wenn man Brustschmerzen hat, so muss man mit Blutauge, Sedymlistnik, Comarum palustre, räuchern und den Rauch einsaugen.
  4. Die Blutwurzel, Seleniza, Potentilla TormentiUa, in Branntwein gemischt, lindert Husten, Leib- und Halsschmerzen.
  5. Dorand, Dorant oder Worant, Achillei ptarmica, schützt vor Verhexen.
  6. Dorand mit Johanniskraut und Schreckkraut gemischt ist gegen Schreck, Husten und Leibschmerz.
  7. Ein Thee von Ehrenpreis, Bosras oder Zewesch bolözciow Veronica, ist gut gegen Brustbeklemmungen.
  8. Das Franenflachs Marcyny lank, Linaria Tulgaris dient zum Verwaschen.
  9. Der Holländer, Bas oder Bes, Sambucus nigra, hilft als Thee gegen jedes Unwohlsein.
  10. Thee von Huflattich, Newassele, Tussilago Farfara, ist gut gegen Kopfschmerzen und Leibschneiden.
  11. Ein Thee von Johanniskraut, Polska ruta, Hypericum perforatum, ist gut gegen Erkältung.
  12. Ein Thee von der Kamille, Rumank oder Rymank, Matricaria chamomilla, dient gegen Erkältung und Brustschmerz.
  13. Das Lebermoos, Marchantia polymorpha, wird als Schreckkraut gegen den Schreck gebraucht.
  14. Die Minze, Mentha L., Smeraiwa, ist gut gegen Leibschmerzen.
  15. Die Körner der Paeonia officinalis, einer Abart der gemeinen Pfingstrose, Janska rosa, schützen den Menschen vor dem bösen Blick und das Vieh vor Verhexen.
  16. Der Porst, Kienporst, Bagne und Bagno, Ledum palustre, schützt vor Motten und Ungeziefer.
  17. Der Quendel oder Feldthymian, Plonak oder Babina duschka, wie früher der Feldkümmel, Garum Carvi, genannt wurde, Thymus serpyllum, ist gut gegen Brustschmerzen.
  18. Die Schafgarbe, Krawnik und Kschawnik, Achillea millefolium, hilffc, als Brei auf die Wunde gelegt, gegen den Knochenfrass.
  19. Ein Thee von dem Schreckkraut, Wiesenkohl, Buschkrant, Zysci, Cirsium oleraceum, hilft gegen den Schreck.
  20. Die Schwarzwurzel, Koscelnischezo oder Kosciiwadlo, Symphytum officinale, ist gut bei Wunden.
  21. Das Sonnenblümchen, süberweißer Gänserich, Fingerkraut, Roiowe sel, Potentilla argentea, und der Hainwachtelweizen, Zen a noz, werden zum Verwaschen gebraucht.
  22. Das Stiefmütterchen, Viola tricolor, oder Freisamkraat, Syrokta oder Matuschka, hilft gegen Brustschmerzen.
  23. Das Stiefmütterchen als Thee getrunken hilft bei Kindern gegen Leibschmerzen.
  24. Der Wegerich, mittler Wegebreit, Schkorodwiza und Schkorodwizka, Plantago media, ist gut gegen die Rose und den Brand.
  25. Die gelbe Wiesenraute, Beza rSc, Thalictrum flatum, hilft gegen die Krämpfe.
  26. Wenn man den Kühen gelbe Wiesenraute unter das Futter mengt, so melken sie besser.
  27. Wohlverleih, Rewnawka, Amica montana, ist gut gegen äussere Schäden.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880