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III. Der Kalender
- Die mjas god Zeit währt vom 25. December bis zum 1. Januar.
- Am Abende vor der mjas god Zeit, der swazyna, muss man neun oder zwölf Speisen essen, oder das Festgericht muss aus neun oder zwölf Zuthaten bestehen.
- Am heiligen Abend vor der mjas god Zeit muss man ein Gericht essen, welches aus Schweinefleisch, Hirse, Wasser, Salz, Mohrrüben, Zwiebeln, Kohlrüben, Weizenmehl und Rosinen besteht.
- In der mjas god Zeit müssen die Dienstboten mit der Herrschaft an einem Tische essen.
- In der mjas god Zeit sind die Dienstboten von jeder Arbeit frei. Sie erhalten an diesen Tagen alle Zuthaten, um für sich allein Essen kochen zu können.
- Wenn eine Bäuerin in der mjas god Zeit oder am 2. Februar für sich spinnen lässt, so geschieht ein Unglück. Hat sie ein Kind, so stirbt dasselbe. Dann fallen die Schemen von dem Gespinnst dieser Tage dem todten Kind auf die Augen und lassen ihm keine Ruhe im Grabe.
- Das Gespinnst, welches die Dienstboten in der mjas god Zeit und am 2. Februar fertigen, gehört ihnen. Deshalb spinnen sie an diesen Tagen, so lange es ihre Kräfte erlauben.
- Am Tage der unschuldigen Kinder darf man den Kindern kein böses Wort sagen, sie mögen thun, was sie wollen.
- In der mjas god Zeit darf man nichts verborgen. Thut man dies dennoch, so erleidet man einen Schaden.
- Ein Kind, welches in der Christnacht geboren ist, ist ein Glückskind. Ist dasselbe herangewachsen, so findet es einen Schatz.
- Wenn man etwas von dem Essen des Sylvesterabends aufbewahrt, so hat man stets Segen im Hause.
- Wenn man den Essig in der Christnacht aufrührt, so geht er im ganzen folgenden Jahre nicht aus.
- Wenn man am heiligen Abend Etwas verborgt oder erlaubt, dass Jemand Kohlen zum Feueranmachen vom Heerde nimmt, so trifft Einen bald ein Unglück.
- Wenn man am heiligen Abend mit einem schwarzen Kater, welchen man in einen Sack gesteckt hat, dreimal um die Kirche geht und dann mit dem Schlage zwölf in die Kirche eintritt, so erscheint der Teufel. Dieser nimmt den Sack mit dem Kater in Empfang und giebt dafür einen Heckethaler. Das geschieht während der Zeit, in welcher es zwölf schlägt. Hat man mit dem letzten Schlage die Kirche nicht verlassen, so erfasst den Betreffenden bei dem Hinausgehen aus der Kirche die Thür und zerquetscht ihn.
- Wenn man in der heiligen Nacht mit dem Schlage zwölf in die Kirche tritt und dort einen Sack, in welchen man eine Katze gesteckt hat, niederlegt, so hat man, wenn man mit dem letzten Schlage wieder aus der Kirche ist, einen Wechselgulden in der Tasche.
- Wenn man sich in der heiligen Nacht um zwölf Uhr zwischen zwei Gräber legt, so hört man, ob es im nächsten Jahre Krieg geben wird.
- Wenn man in der Sylvesternacht durch das Schlüsselloch in die Kirche sieht, so erblickt man darin alle Diejenigen aus dem Dorfe, welche im Laufe des kommenden Jahres sterben werden.
- In der heiligen Nacht haben die Thiere die Fähigkeit zu sprechen, aber nur ein Sonntagskind versteht, was sie reden.
- Wenn man am heiligen Abend den Kühen Futter giebt, welches man von den Feldern dreier Nachbarn, ohne dass diese es wissen, geholt hat, so geben die Kühe fortan reichliche Milch.
- Wenn man in der Christnacht die Glocken läuten hört, so muss man in die Kirche gehen und von dem Glockenstrang etwas abschneiden. Das Stück vom Strick muss man zerschneiden und mit Salz unter den Trank der Kühe mischen. Hat man das gethan, so gedeiht das Vieh gut.
- Wenn man in der Christnacht einen Hund in das Wasser wirft; so bekommt derselbe im folgenden Jahre die Baude (Räude?) nicht.
- In der Christnacht blühen die Blumen unter dem Schnee.
- Wenn man am Weihnachtsabend Stroh um die Bäume bindet, so tragen sie im nächsten Jahre reichlich.
- Wenn man sich in der Christnacht auf ungedroschenen Erbsen wälzt und die ausgefallenen Erbsen im Frühjahr unter die Saaterbsen mischt, so hat man eine reiche Erbsenernte zu erwarten.
- Wenn man am ersten Weihnachtstage auf ein Saatfeld geht und horcht dort, so hört man zukünftige Dinge.
- Wenn die Sonne am ersten Weihnachtstage auch nur so lange scheint, als erforderlich ist, dass ein beladener Frachtwagen umwendet, so ist das nächste Jahr fruchtbar.
- Lichte Weihnachten giebt lichte Scheunen.
- Liegt Weihnachten kein Schnee, so giebt es ein schlechtes Jahr.
- Hat man zu Weihnachten gebacken, so muss man das Stroh, auf welchem der Weihnachtskuchen gelegen hat, um die Bäume binden. Hat man das gethan, so tragen die Bäume reichlich.
- Am Weihnachtstage muss man in der Scheune die Tenne rein fegen, besonders diejenige Stelle, welche unter dem Obertennloch ist. Diejenige Frucht, welche in der nächsten Nacht auf diese Stelle fällt, gedeiht im folgenden Jahre gut.
- Am ersten und zweiten Feiertage darf man das Feuer im Kamin nicht ausgehen lassen, auch muss man an diesen Tagen stets Wasser im Hause haben. Geschieht das, so hat man ein gesegnetes Jahr.
- Wenn sich junge Burschen und Mädchen in der Neujahrsnacht an einen Kreuzweg begeben und von da nach verschiedenen Richtungen gehen, so können sie erfahren, wen sie heirathen werden, oder wer ihr Mann wird. Trifft nämlich alsdann der junge Mann ein Mädchen, so heirathet er dasselbe und das Mädchen den jungen Mann, welchen es trifft
- Wenn ein Mädchen sich in der Sylvesternacht ein langes Haar auszieht und einen Schlüssel aus einem ausgestorbenen Hause darauf schiebt, so kann es sehen, in wie viel Jahren es sich verheirathen wird. So oft sich nämlich der Schlüssel dreht, so viel Jahre muss das Mädchen noch mit der Heirath warten.
- Wenn ein Mädchen in der Neujahrsnacht einen Stuhl nimmt, ihn mit einem Handtuch bedeckt und die Worte spricht, indem es in die Stube geht:
- „Wer nun will mein Schätzchen sein,
- Der bringt mir das Handtuch herein„,
- so kommt der, welcher das Mädchen heirathen wird, mit dem Handtuch in die Stube.
- Wenn man in der Neujahrsnacht auf das Feld geht und dort einen Hund bellen hört, so weiß man, ob man sich in der Nähe oder in der Feme verheirathen wird. Bellt nämlich der Hund in der Nähe, so wird man sich in der Nähe verheirathen, bellt er in der Feme, so kommt man bei der Heirath weit fort.
- Wenn die jungen Mädchen in der Neujahrsnacht versammelt sind, so holen sie einen Enterich aus dem Stalle, verbinden diesem die Augen, setzen ihn in die Mitte der Stube und umtanzen ihn alsdann. Nachdem sie ihn einige Male umtanzt haben, bleiben sie stehen. Dasjenige Mädchen, auf welches der Enterich alsdann zukommt, wird sich im Laufe des Jahres verheirathen.
- Wenn ein Mädchen in der Neujahrsnacht den Mund voll Sauerkraut nimmt und dann auf einen Kreuzweg geht, so kann es erfahren, wer der Zukünftige sein wird. Der erste Mann nämlich, welcher dem Mädchen begegnet, heirathet dasselbe.
- In der Sylvesternacht kann ein Mädchen erfahren, ob es sich in dem nächsten Jahre verheirathen wird. Es muss nämlich in der betreffenden Nacht in den Holzstall gehen und von dort eine Schürze voll Holz holen. Die Holzscheite muss es dann zählen. Ist die Zahl der Scheite gleich, so wird es heirathen, ist dieselbe aber ungleich, so muss es noch ein Jahr warten.
- In der Neujahrsnacht muss man ein Gesangbuch mit in das Bett nehmen. Wenn man es am folgenden Morgen nach dem Erwachen aufschlägt, so muss man nachlesen, was in dem Liede steht, auf welches man zufällig gestossen ist. Es geschieht nämlich im folgenden Jahre das, worauf das Lied hinweist.
- Wenn man einen Heckepfennig haben will, so muss man in der Neujahrsnacht eine Katze in einen Sack stecken. Das Band, mit welchem man den Sack zubindet, muss man möglichst oft verknoten. Alsdann muss man dreimal um die Kirche gehen. Hat man das gethan, so kommt der Teufel. Dann kann man gegen den Inhalt des Sackes den Heckepfennig von ihm erhandeln. Sobald man im Besitz des Heckepfennigs ist, muss man unter das nächste Dach springen. Der Teufel nämlich macht sich sofort daran, die Knoten zu lösen. Wird er damit eher fertig, als man unter dem Dache ist, so ist man verloren, ist man aber unter dem Dache, so hat der Teufel keine Gewalt über Einen.
- Wenn man in der Neujahrsnacht mit dem Schlage zwölf Geld auf den Tisch legt, so vermehrt sich dasselbe.
- Wenn man in der Neujahrsnacht um zwölf Uhr um die Kirche reitet, so wird das Pferd, auf welchem man geritten ist, in dem Jahre nicht krank.
- Wenn man in der Neujahrsnacht das Messer der Futterschneide tief in das Stroh drückt, so giebt es in dem nächsten Jahre viel Häckerling.
- Wenn man in der Neujahrsnacht eine Leine auf dem Boden hängen lässt, so stirbt bald Jemand in dem Hause.
- Wenn man in der Neujahrsnacht dreimal um ein Haus geht, so sieht man in dem Hause eine Leiche.
- Wenn man in der Neujahrsnacht um zwölf Uhr auf den Kirchhof geht, so kann man mit dem Todten, auf dessen Grab man sich setzt, reden.
- Wenn man am Neujahrstage Milchhirse isst, so hat man das ganze Jahr hindurch Geld.
- Wenn am Neujahrstage die Sonne nur so lange scheint, als ein Reiter Zeit gebraucht, um sein Pferd zu satteln, so giebt es ein gutes Jahr.
- Wenn man Neujahr einen schlechten Tag hat, so stirbt bald Jemand.
- Am Tage der heiligen drei Könige kommen alle Dorfbewohner zusammen und berathen ihre Angelegenheiten. Die alsdann gefassten Rathschläge haben guten Erfolg.
- Am Tage der heiligen drei Könige darf man nicht arbeiten.
- Am Paulstage darf man im Walde keinen Baum fällen.
- An der Schwigawa, dem Aschermittwoch, müssen die jungen Mädchen die jungen Burschen bewirthen. Wenn die einzelnen Paare in der Nacht zusammenbleiben, so zeigt es sich im Laufe des Jahres, ob das betreffende Paar dazu bestimmt ist, zu heirathen.
- Wer am 2. Februar oder am 15. März spinnt, wird sehr krank.
- Am 2. Februar sieht der Schäfer lieber einen Wolf in seine Heerde einbrechen, als einen Sonnenstrahl am Himmel sich zeigen; geschieht letzteres, so hat er im nächsten Jahre kein Futter.
- Am Peterstage muss man unter die Blattpflanzen Körner streuen. Thut man das, so gedeihen dieselben.
- Den St. Matthäus-Tag nennt man den Eisklopfer. Seinen Namen hat er davon, dass er Eis schafft; wenn er keins vorfindet.
- Am Tage der grünen Marie muss man in der Frühe, des Mittags und des Abends Lein säen. Hat man das gethan, so ersieht man bald, ob die Aussaat gut gedeihen wird. Ist nämlich der am Morgen gesäete Lein zuerst aufgegangen, so gedeiht die ganze Aussaat, ist der am Mittag oder am Abend gesäete zu sehen, so giebt der Lein mittleren oder schlechten Ertrag.
- Am Tage der grünen Marie darf man nicht spinnen.
- Wenn man am grünen Donnerstage backt, so muss man Acht geben, wohin an diesem Tage der Rauch aus dem Backofen zieht. In der Gegend, nach welcher der Rauch zieht, regnet es an dem Tage nicht.
- Was man am grünen Donnerstage aussäet, das erfriert nicht. Die Saat wächst gut und bringt reiche Frucht.
- Wenn man am stillen Freitage näht und sticht sich dabei mit der Nadel, so stirbt bald Jemand aus der Familie.
- Wer am Karfreitage aus einem Querfliess Wasser schöpft, findet bald darauf viel Geld.
- Wenn man am Karfreitage aus einem Quell, welcher nach Osten fliesst, Wasser holt und sich damit besprengt, so bleibt man das ganze Jahr hindurch gesund und kräftig.
- Regnet es am Karfreitage, so giebt es ein trockenes Jahr.
- Am stillen Freitage muss man vor Sonnenaufgang von einer Else (Schwarzerle) Zweige und zwar solche, welche überjährig sind, abbrechen und daraus einen Kranz flechten. Den Kranz muss man im Hause aufhängen. Hat man das gethan, so bricht in dem betreffenden Hause kein Feuer aus. Ist eine Feuersbrunst entstanden und man wirft einen solchen Kranz in das Feuer, so erlischt dasselbe.
- Wenn man in der Osternacht mit einer Schaufel auf den Acker oder die Wiese schlägt, wo sich früher Maulwürfe gezeigt haben, so verlassen dieselben die betreffende Flur.
- Wenn man in der ersten Mainacht die Schwellen der Ställe mit Krötenfett bestreicht, so können die Hexen dem Vieh in der folgenden Nacht nichts anthun.
- Wenn man in der ersten Mainacht einen Besen auf die Thürschwelle legt, so können die Hexen die Schwelle nicht überschreiten.
- Am ersten Mai darf man nicht auf das Feld gehen. Es fahren nämlich an diesem Tage oftmals verspätete Hexen heim. Ist Jemand dennoch auf dem Felde und eine Hexe fliegt über sein Haupt weg, so befallt ihn ein Fieber oder sonst eine schwere Krankheit.
- Wenn man in der Walpurgisnacht allen Kehricht aus dem ganzen Hause zusammenfegt und denselben einem Bekannten auf die Schwelle des Hauses ausschüttet, so kann derselbe im folgenden Jahre es vor Flöhen im Hause nicht aushalten.
- Wenn man am ersten Mai den Kehricht aus allen Ecken des Zimmers zusammenfegt und denselben über die Grenze trägt, so hat man das ganze Jahr im Zimmer keine Flöhe.
- In der Walpurgisnacht muss man eine Fledermaus fangen, dieselbe mit Gift tödten, aber ohne das Thier dabei mit der Hand zu berühren, und dann trocknen. Darauf muss man eine Peitschenschnur so über die todte Fledermaus hin und her ziehen, als sei die Fledermaus ein Stück Theer und man wolle die Schnur theeren. Hat man das gethan, so erhält man eine Peitsche, welche, wenn man damit knallt oder die Pferde mit ihr schlägt, die Thiere so in Schrecken setzt, dass sie in wilder Eile davonstürmen, so dass man sie kaum halten kann.
- Wenn sich in einem Stall viel Ratten und Mäuse befinden und man giesst in die vier Ecken Wasser, welches in der ersten Mainacht geschöpft ist, so verschwinden die Thiere aus dem Stall.
- In der Zeit vom ersten bis siebenten Mai darf man nichts pflanzen. Geschieht dies dennoch, so kommen die Maden in die Frucht.
- Am Himmelfahrtstage darf man nicht arbeiten. Thut man dies dennoch, so verdirbt die ganze Arbeit, mit welcher man beschäftigt war.
- Pfingsten muss man Birkenzweige pflücken und dieselben aufbewahren. Wenn man eine Kuh zum Markte treibt und schlägt dieselbe mit diesen Zweigen, so verkauft man die Kuh auf dem Markte gut.
- Den Kranz, welchen man am Johannistage aus Johanniskräutern gewunden hat, muss man im nächsten Jahre am Johannistage verbrennen und damit das Vieh im Stall räuchern. Hat man das gethan, so bleibt das Vieh in dem Jahre vor Unheil bewahrt.
- Am Johannistage muss man einen Strauss von neun verschiedenen Johanniskräutern binden und in der Stube am Balken aufhängen. Ist Jemand in der Familie krank geworden, so muss man ihm aus den Kräutern dieses Strausses einen Trank brauen. Giebt man ihm denselben ein, so wird er gesund.
- Wenn man sein Gehöft vor Kröten bewahren will, so muss man auf demselben am Johannistag Farrenkraut, Paproschy, ausstreuen.
- Das Johanniskraut oder Hartheu, welches man in der Johannisnacht gesammelt hat, schützt vor dem Einfluss der Hexen und bösen Geister.
- Wie das Wetter am Siebenschläfer ist, so ist es das ganze Jahr.
- Neun Tage vor dem Tage, an welchem man beabsichtigt die Ernte zu beginnen, muss man Probe mähen. Nimmt die Sense dabei keinen Schaden, so kann man an dem bestimmten Tage beginnen, findet sich aber eine Scharte oder hat die Sense sonst einen Schaden genommen, so muss man noch eine Zeit lang mit der Ernte warten.
- Am Jacobustage muss man die ersten Kartoffeln aufmachen.
- An den Marientagen darf man auf dem Felde nicht arbeiten.
- Wenn man am St. Michaelstage Obst schüttelt, so hält sich dasselbe lange.
- Wenn ein junges Mädchen am Andreasabend an ein beliebiges Haus geht und dort unter dem Fenster horcht, so kann es erfahren, wer sein Zukünftiger sein wird. Das erste Wort nämlich, welches das junge Mädchen versteht, wenn sich Leute in der Stube unterhalten, ist dasjenige, mit welchem es der Zukünftige am folgenden Tage anredet.
- Wenn ein junges Mädchen in der Andreasnacht an einen Zaun geht, denselben rüttelt und dabei die Worte spricht:
- „Zäunchen, Zäunchen, ich rüttle Dich,
- Feinsliebchen läse Dich hören“,
- so kann es aus der Art des Geräusches, welches sich im Zaun vernehmen lässt, auf den Stand des Zukünftigen schliessen.
- Wenn am Andreastage ein junges Mädchen zum Hühnerstall geht und an die Thür klopft, so muss es darauf achten, ob sich eine Henne oder ein Hahn zuerst vernehmen lasst. Hort es nämlich zuerst eine Henne gackern, so wird sich das Mädchen bald verheirathen, gackert aber der Hahn zuerst, so kommt an dem Tage der Geliebte des Mädchens zum Besuch.
- Wenn man am Abend des Andreastages um ein Haus herumgeht und in alle Fenster hineinblickt, so sieht man, was im Laufe des Jahres in der betreffenden Familie geschehen wird. Man sieht z. B. eine Leiche, eine Braut u. dgl.
- Wenn man in der Andreasnacht zwei Lichte Tor den Spiegel stellt und beide Pantoffel über den Kopf wirft^ so sieht man den Teufel zur Thür hereinkommen.
- Wenn man in der Andreasnacht einen Zweig pflückt und nimmt denselben Weihnachten mit in die Kirche, so müssen alle Hexen im Dorfe dem, welcher dies thut, folgen. Sieht er sich aber nach den Hexen um, so bekommen sie Gewalt über ihn.
- Am Andreastage muss man von einer Kirsche einen Zweig brechen und denselben in einem Gefässe mit lauwarmem Wasser auf den Ofen stellen. Grünt der Zweig und blüht er um Weihnachten, so gehen in dem folgenden Jahre alle Wünsche in Erfüllung.
- Wenn ein Mädchen in der Nacht des ersten Advent-Sonntages auf einen Kreuzweg geht, dort ein Vaterunser betet und dann horcht, so kann es aus dem Geräusch, welches sich alsdann vernehmen lässt auf den Stand seines Zukünftigen schliessen.
- Wenn ein junges Mädchen in der Nacht des ersten Adventsonntages schweigend Stube und Kammer ausfegt und sich dann umblickt, so erblickt es den Zukünftigen.
- Am Lucia-Tage hat man sich vor den Hexen zu hüten.
- Am neunten Tage vor dem heiligen Abende muss man eine Gans essen.
Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880