Steinkreuze und Denksäulen in Pirna

Pirna ist reich an Steinkreuzen. Jedoch ist nur selten der Grund und der Zeitpunkt des Aufstellen eines solchen Denksteines überliefert. Eine Nachforschung in den Archiven der Stadt Pirna brachte sieben Sühneverträge aus den Jahren von 1437 bis 1521 ans Licht. In diesen wird die Setzung eines Steinkreuzes zur Sühne vom Täter verlangt. Jedoch war den alten Schriften nicht zu entnehmen, an welcher Stelle ein solcher Sühnestein errichtet wurde. Fünf steinernde Zeitzeugen sollen hier beschrieben werden:

1. Steinkreuz

Am Zaun eines Kleingartens in der „Zehistaer Straße“ befindet sich ein Sühnekreuz aus Sandstein, welches einiges an Beschädigungen aufweist und die eine oder andere Reparatur erfahren durfte. Der Sage nach wurde einst auf dieser Straße eine Postkutsche überfallen und dabei der Postillion getötet.

2. Welsche Marter I

In den ältesten Pirnaer Stadtbüchern taucht mehrmals die Erwähnung einer „welschen Marter“ bei Pirna auf. Aus den in den Urkunden gemachten Lagebeschreibungen ist zu entnehmen, daß die Marter mit einer Steinsäule identisch sein muß, die an der Einmündung des Postweges in die Dippoldiswalder Straße steht. Eine Deutung des Namens „Welsche Marter“ gab A. Meiche (1927), der den Stein als Sühnezeichen für einen 1460 erfolgten mörderischen Überfall auf den Vorwerkspächter von Heidenau durch den Schloßherren von Wehlen ansah.

3. Welsche Marter II

Dagegen steht die „Wehlsche Marter“, die auch „Tetzelsäule“ genannt wird, in Gestalt einer drei meter hohen dicken Sandsteinsäule mit umlaufender Steinbank trotz mannigfacher Veränderung ihres Aufstellplatzes noch heute beim Bahnübergang westlich Pirna am Straßenrand der Dresdner Landstraße. Ihr Name wird nach dem Elbstädtchen Wehlen im Basteigebiet als Wehl'nsche Marter gedeutet und mit einem Raubzug des Wehlener Schloßherrn Hans v. Clumme gegen das Dorf Heidenau im Jahre 1460 in Verbindung gebracht, bei dem der Vorwerksverwalter mit Frau und Tochter erschlagen wurde.

4. Tetzelsäule

Die Tetzelsäule befindet sich gegenüber der Einmündung des „Kahrenweges“ (Bahnunterführung) in die „Pirnaer Straße“, welche am linken Elbufer von Pirna nach Heidenau führt, direkt am Elberadweg oberhalb der Böschung zur Elbe. Etwa 400 Meter westlich befindet sich an derselben Straße ein Heidenauer Steinkreuz.

Die „Tetzelsäule“ wurde in der Literatur immer wieder mit der „Wehlschen Marter“ verwechselt. Mit größter Wahrscheinlichkeit ist die aus 3 Mühlsteinen, 3 Vierkantquadern und über eine Deckplatte errichtete robuste Säule als ein Warnzeichen für die Schiffer an der gefahrdrohenden Stromstelle anzusehen.

Der Sage nach hat hier der Mönch Johannes Tetzel, der um 1465 in Pirna geboren wurde, gepredigt und Ablaß gehalten haben.

5. Das Kreuz im "Kreuzgarten"

Im „Kreuzgarten“ be, ca. 2m vom alten Standort entfernt 2008 neu aufgestellt. An der oberen Stadtparkgrenze läuft ein Promenadenweg längs der Feldgrenze unmittelbar über den verwachsenen alten Steinbrüchen, das Kreuz steht 2m vom Weg im Gebüsch, aber gut sichtbar.

Der Sage nach stürzte 1639, also während des 30jährigen Krieges, eine Abteilung schwedischer Reiter auf der Flucht über die hiesige Felswand. Daraufhin wurde in Erinnerung an dieses Ereignis dieses Kreuz gesetzt.

Ein früherer Pirnaer Bürgermeister Pienitz (1850-1883) dichtete dazu folgende Sage:

„Da, wo im Sagenlande die Sonnenfeste steht,
Sieht man auf hohem Felsen ein steinern Kreuz erhöht:
Da fiel im Schwedenkriege hinab ein wackrer Held,
Vom Schlachtentod verschonet, ist er am Fels zerschellt!
Die Kunde seines Namens im Lauf der Zeit entschwand,
Das Kreuz, obwohl verwittert, den Stürmen widerstand.
Nach ihm hat man die Matte an seinem Fuß benannt;
Es war der Kreuzesgarten…„

In einem Sühnevertrag von 1477 im Kaufbuch der Stadt Pirna könnte auf dieses Kreuz gedeutet werden - womit dieses Kreuz offensichtlich bereits vor dem 30jährigen Krieg aufgestellt wurde und nichts mit dem Absturz der schwedischen Reiterei zu tun hat.

Quelle: Die Sagenwelt der Sächsischen Schweiz, Sven Wusch, 2024