Der große Waldbrand in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz im Jahre 1842
Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904
Am 31. August 1842 sind aus nicht aufgeklärter Ursache die auf dem Waldboden liegenden Nadeln und dürren Aeste unten im Prebischgrunde, unweit des Prebischtores in Brand geraten. Das Feuer griff schnell um sich. Die Flammen liefen auf dem ausgetrocknetem Moosboden weiter, ergriffen Bäume und Sträucher, und bald wogten die Feuerflammen mit Riesenschritten vorwärts und erreichten auch den angrenzenden Herrnskretschener Forst. Nun blies der Wind heftig in das Feuermeer und trieb die Flammen aufwärts in die Felsenrücken. Das Prebischtor wurde von den Flammen förmlich umglüht. Das malerisch erbaute Gasthaus am Priebischtor war in größter Gefahr. Wirt Schlegel und viele hilfreiche Hände boten alles auf um das bedrohte Gasthaus zu retten. Nun zog zu dieser Stunde ein heftiges Gewitter auf, der Wind wechselte die Richtung und trieb die Flammen hinab in die Felsenschluchten, so daß das Gasthaus fürs erste außer Gefahr war. Von Schmilka aus eilten eine große Anzahl Anwohner mit Haken, Schaufeln und Aexten in Richtung Priebischtor, doch konnten sie wegen des wachsenden Feuermeeres nicht dorthin vordringen. Sie wurden zur Umkehr gezwungen und wandten sich in Richtung Winterberg.
Durch den heftigen Wind begünstigt, erreichten die Flammen inzwischen den Schäferstein und rasten auf dem Bergrücken weiter dem großen Winterberge zu. Gegen sechs Uhr nachmittags wütete der Brand am furchtbarsten, und das Feuermeer wogte nun auch auf sächsischem Gebiet. Am großen Winterberg hatten die Flammen beinahe den Gipfel des Berges erreicht und bedrohten bereits das erst gerade erst neuerbaute Gasthaus. Die herbeigeeilten sächsischen Forstbeamten, Holzarbeiter, Gastwirt Büttner, Fremdenführer und Touristen kämpften gemeinsam um die Rettung des Hauses. Später schlossen sich auch die aus Schmilka Kommenden an.
Als die Nacht hereinbrach hatte sich die Glut überwiegend in die Schluchten gezogen, und das Gasthaus auf dem Gipfel des Winterberges war vorerst nicht mehr in Gefahr. Doch welch schauriges Bild bot sich vom Winterberg aus! Aus dem Feuermeer in den Schluchten ragten gespenstisch beleuchtete Felsen empor. Während der Nacht nahm die heftige Intensität des Feuers nach und erleichterte die nun wieder aufgenommenen Rettungsarbeiten. Aus vielen Nachbargemeinden eilten Helfer herbei. Auch Teile des sächsischen Militärs wurde hinzugezogen. Selbst aus Tharandt eilten viele Studenten der Forstakademie herbei und halfen bei den Löscharbeiten. Die Rettungsarbeiten wurden von dem Kgl. Forstmeister und von den aus Dresden und Tharandt angekommenen Forstbeamten geleitet.
Am 3. September erlosch endlich der Waldbrand. Auf sächsischer Seite schien der Schaden am größten. Die dem Feuer anheim gefallenden Gegenden mit ihren verkohlten Bäume boten einen traurigen Anblick und erinnerten noch nach Jahren den Wanderer an den großen Waldbrand.
Quelle: Die Sagenwelt der Sächsischen Schweiz, Sven Wusch, 2024