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Der habsüchtige Bauer von Martinroda

Zu Martinroda lebte vor Zeiten ein ebenso reicher als habsüchtiger Bauer, dessen Grundstücke am Wege nach Völkershausen auf die eines Taglöhners stießen. Der ackerte nicht nur den zwischen ihnen liegenden Mittelrain für sich weg, sondern nahm auch nach und nach einen Theil des einzigen Grundstücks seines armen Nachbars und versetzte zuletzt auch noch die Grenzsteine. Der arme Mann klagte, allein der Reiche behielt Recht. Da sprach der Taglöhner: „Nun, der liebe Herrgott wird ja auch noch einmal zwischen uns beiden richten.„

Und so geschah es. Denn als der Reiche gestorben war, da mußte er und zwar am hellen Tage „wannern“, immer die falsche Grenze auf- und abschreiten und mit den Händen um Erbarmen ringen. Das aber gab einen Weltspektakel, denn aus der ganzen Nachbarschaft kamen die Leute herbei, um das Elend des reichen Bauers mit anzusehen, und das dauerte so lange, bis der Pfarrer von Völkershausen seinen Ornat anzog, mit einer geweihten Karbatsche an den Platz eilte, den Bauer gottesjämmerlich durchhieb, über die Grenze jagte und bannte. Und als nun auch die Erben des reichen Mannes auf des Pfarrers Zureden das unrechte Gut herausgaben, hatte auch dieser endlich Ruhe im Grab.

Quellen: