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Wie der Kreiser zu Kaltenlengsfeld mit der Hexe fertig wird
Zur Zeit, als ich hier in Kaltenlengsfeld Kreiser war, so erzählte einer von da, lebte eine Frau, von der wußten sie im ganzen Dorfe, daß sie eine Hexe sei. Da passirte es nun, daß sie einen Aerger auf mich kriegte. Weil sie aber nicht an mich kommen konnte, so machte sie sich an meinen Vater und der wurde auch getreten voll Läuse. Wir probirten nun zwar Alles, aber das Ungeziefer war nicht fortzubringen. Ich ging also zu der alten Zigeunerin in Gehaus nach Rath. Wie ich den hatte, so nahm ich meine Flinte, das beste Gewehr von der Welt, das mich im Leben noch nicht gestoßen hatte, lud sie mit sieben Stück von den Läusen, ging aber Alles stillschweigend nach dem Dreiherrenstein, nahm ungefähr 15 Schritt Abstand, legte an, zielte, drückte ab und kriegte doch meiner Seel einen Schlag, daß ich besinnungslos zu Boden stürzte. Als ich wieder zu mir kam und mich besann, was vorgefallen, da lag ich ein ganz' End' von meinem Stand, ein Stück davon meine Mütze und wieder ein End' weiter die Flinte. Und ehe ich heim kam, hatte ich einen Backen so dick wie eine Metze; die Läuse aber - waren auf und davon.
Wenn ich aber an der ihrem Hause droben vorbei mußte, da hätte einmal ein Mensch das Gesicht sehen sollen, wie eine richtige Feuerkatze. Sie machte dann, daß sie zur Thür hineinkam oder schlug das Fenster zu, daß die Scheiben flirrten. Mein gutes Gewehr aber war und blieb durch jenen Schuß für immer verdorben.„
Quellen: