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Von der Eselsmühle und der schönen Müllerin bei Zillbach

Vor dem Dorfe Zillbach liegt nach Schwallungen hin die sogenannte Eselsmühle, die ihren Namen einem im dreißigjährigen Krieg hier vorgefallenen Ereigniß verdanken soll. Es wird erzählt: Damals lebte dort eine junge Müllerin von so wunderbarer Schönheit, daß sie selbst der roheste und wildeste der Kroaten nicht anzutasten wagte, wenn sie, wie das wohl täglich geschah, ihnen auf ihrem Esel Mehl oder sonstige Lebensmittel in das im Werragrunde aufgeschlagene Feldlager brachte.

Nun aber kam es, daß einer der Kroatenführer in leidenschaftlicher Liebe zu der schönen Müllerin entbrannte, und da es ihn nicht mehr ruhen ließ, sich eines Tages mit einem seiner Reiter nach der Mühle in aller Stille auf den Weg. Hier saßen sie ab, ließen die Roffe grasen und begehrten Einlaß. Die Mühle aber war und blieb verschlossen, ebenso das Ohr der Müllerin. Da der Heißentbrannte sah, daß ihm hier weder Bitten noch Drohungen Einlaß verschafften, so versuchte er auf dem gerade stillstehenden Mühlrad durch ein Fenster in das Haus zu gelangen. Aber die Müllerin war auf ihrer Hut. Sie ließ im Nu die Mühle an, der freche Geselle bekam seinen Lohn und wurde von dem Mühlrade zermalmt. - Als das der Knecht sah, schwur er Rache und setzte sofort den rothen Hahn auf das Dach der Müllerin und bald stand Alles in vollen Flammen. Noch weidete sich der Knecht an seinem Werke, da hörte er von Zillbach her Pferdegetrappel. In seiner Angst, von der herbeieilenden Hülfe auf der That ertappt zu werden, springt er nach den Pferden, erwischt aber in der Dunkelheit den ebenfalls am Walde grasenden Esel der Müllerin, schwingt sich auf und will von dannen. Der Esel aber rennt, als er seinen Reiter spürte, in vollem Laufe nach der Mühle zu und stürzt sich mit seinem Kroaten in die Flammen.

Seit jener Zeit soll sich an der dortigen Bergwand mitunter der riesengroße Schatten des Esels oder auch er selbst sehen lassen.

Quellen: