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Von dem Walde ohne Wipfel bei Eckardts
Ein Theil des zwischen den Dörfern Schwarzbach und Eckardis im Amt Sand gelegenen Waldes heißt der Schillbachswald. Noch vor nicht langer Zeit vertrieb auch hier die Kiefer die Buche aus ihrem uralten Besigthume. Hohe und mächtige Stämme zwar erhoben sich dort aus dem Boden, ihre Kronen aber verdorrten alle, sobald ste eine gewisse Höhe erreicht hatten. Das war sonst anders, erzählt eine zwiefache Sage.
Nach der einen gerieth der Herr des Waldes wegen der Eigenthums- und Jagdrechte in dem Walde mit einem Andern in Streit; er verlor Beides durch falsche Zeugen und schlechte Richter. Da verfluchte er den Wald, und die Wipfel verdorrten.
Nach der andern Sage war ein junges Mädchen der Zauberei angeklagt, durch die Folter zum Geständniß gezwungen und von dem Centgericht in Friedelshausen als Hexe zum Feuertod verurtheilt worden. Aber immer wieder hatte die Unglückliche betheuert, daß sie keine Hexe sei. Als sie nun auf ihrem lezten Gang jenen Wald passirte, flehte sie zu Gott, daß er zum sichtbaren Zeugniß ihrer Unschuld die Wipfel des Waldes verdorren und nie wieder grünen lassen möge. Und so ist es geworden.
Quellen: