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Der verirrte Knabe an der Stoffelskuppe
Ein kleiner Knabe aus Rosa hatte droben im Walde Erdbeeren für seine kranke Mutter gesucht, sich dabei verirrt und war von dem langen Herumlaufen todtmüde unter einer hohen Buche in der Nähe der Stoffelskuppe fest eingeschlafen. Als er wieder erwachte, hatte sich die Sonne längst schon hinter den hessischen Bergen verkrochen, und der Mond guckte ihm durch das luftige Gezweige der Buche in die großen blauen Augen.
Darob aber war der Kleine so arg erschrocken, daß er zu weinen begann und nach seiner Mutter um Hülfe schrie, die aber lag unten im Dorfe hart danieder und konnte ihm nicht helfen, ängstigte sich aber desto mehr um ihn, als er immer noch nicht nach Hause kam, und betete zu Gott, und der half.
Zu dem Knaben trat eine gar prächtige weiße Jungfer, die streichelte ihm die Wangen und redete freundliche Worte zu ihm. Dann rief sie einen großen zottigen. Hund herbei, der gligerte goldgelb im Mondschein und war stark wie ein Löwe. Auf den sezte die schöne Jungfrau den Knaben, sagte ihm, daß er sich festhalten und nicht fürchten solle. Und ehe der Kleine das Alles überlegen konnte, stürzte das Thier mit ihm wie der Wind die Bergwand hinunter und brachte ihn glücklich vor die Hütte seiner Mutter. Als das Kind sich nach dem Hunde umsah, war derselbe wieder verschwunden.
Quellen: