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Die Roßdorfer Knaben an der Stoffelskuppe

Es gingen einmal einige Knaben von Roßdorf nach der Stoffelskuppe in die Erdbeeren. Als sie nun eine Weile in dem Basaltgebröckel herumgeklettert waren, sah der eine auf einmal ein großes tiefes Loch zwischen dem Gestein, rief die andern herbei und, wie's die Jungen nun einmal machen, sie besannen sich nicht lange und krochen in den dunklen Gang.

So kamen sie bald auch in eine gar nette, aber altväterisch eingerichtete Stube, guckten durch die buntgemalten Fensterscheiben in einen gar wunderschönen Garten, betrachteten dann das Spinnrad, das mit goldenem Flachs am Rocken in einer Ecke des Zimmers stand, gingen dann zu den glitzernden Flachsknotten, die in der andern aufgehäuft waren, sahen sich ängstlich nach der Thür um und da sie Niemand bemerkten, so griffen sie zu. Der Eine that eine Handvoll in seine Mütze und setzte sie wieder auf. Die andern füllten ihre Taschen damit und machten, daß sie davon kamen. Als sie aber das Freie erreicht hatten, würden sie von einem kleinen bösartigen Hündchen verfolgt, so daß sie über Stock und Stein heimwärts eilten und die Knotten den Jungen beim Springen wieder aus der Tasche fielen.

Der eine aber war seinem Vater zu lange ausgeblieben und erhielt von diesem eine so derbe Ohrfeige, daß ihm die Mütze vom Kopf flog und die Knotten, die er noch darunter stecken hatte, als lauter Goldstücke in der Stube herumrollten. Nun mußte der Kleine erzählen. Das hatte sich aber bald ausgeschwagt, und am andern Tage machte sich das ganze Dorf nach der Stoffelskuppe auf die Beine. Das Loch aber sollen sie bis heute noch wiederfinden.

Quellen: