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Das Wolfshaupt über der Klosterpforte zu Georgenzell
Oeftlich von Rosa, da wo der liebliche Grund durch die Berge am meisten beengt ist, liegt das Dörfchen Georgenzella. Hier stand vor alten Zeiten ein Kloster; ob es Cisterziensermönche waren, die dort lebten, ob es schon im Jahre 996 oder später durch einen Berthold von Wildprechtroda um's Jahr 1310 geftiftet und im Bauernkriege wieder zerstört worden, das kümmert die Leute hier nicht. Aber das erzählen nie hier noch, daß das Kloster früher Wolfszell geheißen habe und das sei so gekommen:
Zu der Zeit, als das Kloster erbaut wurde, folgten mehrere ungewöhnlich harte Winter auf einander und die Noth im Lande, da es fast nichts zu beißen und zu brechen gab, war so groß, daß die wilden und reißenden Thiere aus dem Walde sich in die Dörfer und Gehöfte wagten. So kam auch ein Wolf täglich zu den Maurern und Zimmerleuten, die mit dem Aufbau des Klosters beschäftigt waren. Der that zuletzt so zahm, daß er das Handwerkszeug und alles Baumaterial für die Arbeiter treulichst bewachte. Aus Dankbarkeit und zum ewigen Gedächtniß an das getreue Thier meiselten dann die Steinmetzen ein Wolfshaupt über der Klosterpforte ein, und davon erhielt das Kloster den Namen Wolfszell.
Quellen: