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Von der Brücke zu Vacha

1) Als im Jahre 1342 die lange hölzerne Brücke bei Vacha durch die Werra zerstört worden war, begann man den Bau der steinernen, die Anfangs aus 17 Bogen bestand. Man erzählt sich nun, daß während dieses Baues, so oft der Meister einen der mittleren Bogen fertig hatte, dieser jedesmal wieder einstürzte. Alles war rathlos und in großer Bestürzung. Da meldete sich endlich ein Mönch aus Kloster Mariengart, der versprach Hülfe, jedoch nur unter der Bedingung, daß ihm von dem Stadtrath vor dem Oberthor so viel Grund und Boden überlassen würde, daß er dort ein Kloster bauen könnte. (Das dort im Jahre 1368 gegründete und von Mariengarter Mönchen bevölkerte Servitenkloster ist durch die Reformation eingegangen. In der jetzigen Gottesackerkirche sind die einzigen Reste desselben erhalten.) Als ihm dies bewilligt wurde, ließ er den Baumeister ein unschuldig Kindlein lebendig in den Bogen einmauern, und der Bau ging darauf ohne Gefahr von Statten. Noch wird erzählt, daß, während der Steinmetz das Kind einmauerte, dieses ruhig an einer Semmel gegessen und ihn dabei nur um ein „Gucklöchelchen“ gebeten hätte; seiner herzlosen Mutter aber habe es nach einander zugerufen: „Mütterchen, jetzt seh' ich Dich noch;“ „Mütterchen, nun seh' ich Dich noch ein klein wenig“ und zuletzt: „Ach Mütterchen, jetzt seh' ich Dich gar nicht mehr!„

Quellen:


1)
Vergl. Burg Liebenstein