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Von der Burg Kraienberg
1) Kaum zwei Stunden unterhalb Salzungen hinter dem Orte Tiefenort setzt einer der interessantesten westlichen Ausläufer des Thüringer Waldes seinen Fuß in das Werrathal, der Kraienberg, dessen Gipfel die Reste einer angeblich von den Frankensteinern gegründeten Burg trägt und dem Wanderer eine weite und prächtige Fernsicht bietet. Die Sage berichtet, daß bei Erbauung der Burg ein lebendiges Kind in einer steinernen Wiege eingemauert wurde, um nach damaligem Aberglauben jene Burg unüberwindlich zu machen. Auch will man oft ein klägliches Wimmern zwischen dem Gemäuer vernommen haben. Ebenso wird erzählt, daß dort droben zuweilen ein mit Blumen spielendes weißgekleidetes Kindlein gesehen worden sei, welches plötzlich verschwand, wenn man ihm nahte. Eine Frau, die sich ihm leise genähert, so daß sie nach demselben schon griff, sah statt des Kindes auf einmal einen blauen Schmetterling, der dann himmelwärts schwebte. Seitdem jedoch bei einem theilweisen Abbruch des Gemäuers ein kleiner steinerner Sarg mit einem Kindergerippe in demselben ans Licht kam, soll man droben nichts mehr gehört und gesehen haben. Auch von einer steinernen Wiege, die unter den Burgtrümmern verborgen gewesen, wollen alte Landleute noch gehört haben.
Quellen: