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Von der alten Kapelle am Kutter bei Möhra
Vor alten Zeiten stand unfern des Dorfes Möhra, rechts am Fußpfad nach Ruhla an einem Hügel, dem Kotter oder Kotterberge, eine Kapelle mit einer kleinen Wohnung für den Meßner.
Das Häuschen des Meßners war bereits verschwunden und auch das Kirchlein dem Verfalle nahe, als einer der Chorschüler von Möhra, die in Kupfersuhl umgesungen hatten, während des Heimwegs auf den Einfall kam, an der verwaisten Kapelle ein frommes Lied zu singen. Er eilte mit seinen Kameraden nach dem Hügel und bald erklang das Lied weit in der Runde.
Kaum aber war der letzte Ton des Gesanges verhallt, siehe da erschien auf der Schwelle der Kapelle eine weiße Gestalt, die den Knaben freundlich zunickte. Diese wichen Anfangs erschreckt zurück, doch bald faßte sich der, welcher den Gesang angeregt hatte, ein Herz, trat näher und ehe er es sich versehen, hatte ihm die Gestalt einen starken Knochen in die Hand gedrückt, den er in seiner Bestürzung in die Tasche schob. Hierauf verschwand die Erscheinung vor seinen Augen in der Kapelle. Als er sich nach seinen Kameraden umwandte, hatten diese bereits Reißaus genommen.
Er eilte nun selbst über Hals und Kopf nach Hause und als er hier seine Tasche durchsuchte, fand er zu seinem und der Seinigen Erstaunen anstatt des Knochens eine Stange gediegenen Goldes und wurde dadurch ein reicher, glücklicher Mann.
Quellen: