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Vom spukenden Mönch auf dem Wackenhof
Drei Viertelstunden hinter Möhra in der Richtung nach Eisenach stand sonst das Lazaritenkloster Wachenhausen mit einer dem heiligen Bonifacius geweihten Kapelle. Die eine der drei Wohnungen, die jetzt den Wackenhof bilden, hat noch ein steinernes Untergeschoß, das wie der unter dem Hause befindliche Keller, der Mönchskeller, aus jener alten Zeit herstammen soll. In diesem Keller hält sich noch eine spukende Mönchsgestalt auf, die bis heute noch nicht zur Seligkeit gelangen konnte. Kann's der Mönch nun dort vor Kälte nicht mehr aushalten, so steigt er die in die Küche führende Treppe herauf, sezt sich an den Heerd und wärmt sich. Und da er Niemandem etwas in den Weg legt, so machen's die Leute, die nunmehr an seine Erscheinung gewöhnt sind, mit ihm gerade so. Wenn aber die Knechte und Mägde ihre nicht zum Hause gehörenden Liebsten heimlich einschmuggeln und bei sich schlafen lassen, dann kommt der Mönch zornig zu ihnen an's Bett, packt die Eindringlinge, schleppt sie in den Stall und wirft sie hier vor das Vieh in die Raufen, so daß sie das zweite Mal gewiß nicht wieder kommen.
Auch soll der Mönch nicht dulden, daß die Mägde vor dem Anrichten zu viel von den Speisen naschen. Einer, die schon den zweiten „Hütes“ (Kloß) aus dem Topfe langen und heimlich verzehren wollte, gab er eine so derbe Ohrfeige, daß ihr der Appetit verging. Ein anderer Mönch, vielleicht auch der nämliche, ist zur Adventszeit an der Stelle, wo vor Zeiten die Kapelle stand, zu sehen. Er umkreist den Platz, berührt aber nie den geweihten Boden und verschwindet mit einem schweren Seufzer. Desgleichen wurde er von Vielen auf einem nach Burkhardrode zu liegenden felsigen Hügel, der Mönchskopf genannt, den er im Leben oft besucht hatte, betend gesehen.
Quellen: