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Vom Schatz auf dem Rittergut - Die Schatzgräber
Einige Steinbacher, die auch um den großen Schatz auf dem Rittergut wussten, aber das rechte Fleck, wo er festsaß, nicht kannten, weil die Schätze alle sieben Jahre durch ihre tückischen Hüter fortgerückt werden, gewannen einen der Wünschelrute kundigen Bergmann, dass er ihnen zu den Reichtümern verhelfe. Die gingen dann zusammen eines Tages zur guten Stunde zu dem Platz. Der Bergmann ließ die Wünschelrute schlagen und diese zeigte bald die richtige Stelle. Sie gruben nach, und als sie nach vielen Mühen endlich auf den Kessel stießen, da wurden sie plötzlich durch ein ungewöhnliches Läuten der Steinbacher Glocken in ihrer Arbeit gestört. Mit Schrecken dachten sie an einen Brand daheim, griffen aber auf ein Zeichen des Bergmanns wieder zu Hacke und Schaufel, und bald darauf stand dann auch der Schatz, ein Kessel voll blinkenden Goldes, vor ihren Augen. Schon wollten sie nach dem Henkel greifen, als sie auf einmal ein arges Lärmen und Schreien, als ob die ganze Gemeinde im Anzug sei, auf dem Weg von Steinbach her vernahmen. Sie schauten sich hastig um und sahen diese wirklich heranziehen, den Ortsvorstand an der Spitze, der ihnen mit dem Geschrei »Hallo! Fangt sie, die verfluchten Schatzgräber und Geisterbeschwörer!« immer näher auf den Leib rückte. Vor Angst und Schrecken ließen diese alles im Stich und stürzten mit dem Ruf »Reißt aus!« dem Birkicht zu. Im nämlichen Augenblick aber verschwand der Schatz mit einem Krachen, als wäre der Berg hinter ihnen eingestürzt, und hinter diesem ertönte ein gellendes Gelächter. Die Schatzgräber standen wie in den Boden gewurzelt; von der Gemeinde und dem Vorstand war nichts mehr zu sehen und zu hören, und so sahen sie denn bald ein, dass sie von dem bösen Geist, der den Schatz bewachte, gehörig gefoppt worden waren.
Quellen: