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Von der Kanne mit Laub

Ein Steinbacher Mädchen, das dort oben auf einer der Wiesen im Heumachen gewesen war, fand beim Heimgehen in der Mittagsstunde eine mit Laub gefüllte, hölzerne Kanne auf dem Rittergut. In der Meinung, dass sie von einigen weiter unten noch mit Mähen beschäftigten Männern vergessen worden sei, nahm das Mädchen die Kanne, um sie jenen zuzustellen, zu sich. Da sie ihm aber während des Tragens immer schwerer zu werden schien, öffnete es den Deckel und schüttete das darin entdeckte frische Laub auf die Wiese. Da die Mäher aber nichts von der Kanne und ihrem Inhalte wissen wollten, so nahm sie das Mädchen vollends mit nach Hause, um sie dem sich meldenden Eigentümer zurückzugeben. Hier aber schien es ihm, als wenn etwas in der Kanne klappere. Es stürzte sie daher um und sah zu seinem größten Erstaunen nun ebenso viele Dukaten in die Stube rollen, wie es vorher noch Laubblättchen in der Kanne gesehen hatte. Nun erst fiel es ihm bei, dass es die Kanne auf dem Rittergut fand und sie ihm während des Tragens immer schwerer geworden war. Es lief daher eilends und jagend zurück und suchte überall auf der Wiese, wo es das Laub ausgeschüttet hatte. Sein Mühen war aber vergebens. Es hatte einen Reichtum unbewusst verschmäht, mit dem es ganz Steinbach hätte auskaufen können.

Quellen: