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Vom Jungfernborn am Ruppberg

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In der Höhe, da wo die eigentliche Kuppe des Ruppberges beginnt, sprudelt eine starke Quelle. Sie wird der Jungfernborn genannt. Hier hält sich eine weiße Jungfer auf. Manche wollen ihrer dort drei beieinander gesehen haben. Die Jungfer trägt an ihrem Gürtel einen goldenen Schlüssel zu den reichen Schätzen des Ruppberges, und wer sie erlöst, bekommt den ganzen Reichtum. Viele auch haben sie am Born ihre Wäsche waschen sehen, der floss dann jedes Mal milchweiß ab.

Einem Bermbacher Hirten hat sie einmal das Gewölbe aufgeschlossen und ihm den unermesslichen Reichtum an Gold, Silber und Edelgestein gezeigt. Der einfältige Kerl aber schwatzte zu früh, und so war alles schnappall.

Ein anderes Mal traf ein junger Köhler die weiße Jungfrau am Born, da winkte sie ihm, ihr zu folgen. Er ging ihr nach, und als die Jungfer nieste und wieder nieste, sagte er jedes Mal: »Gott helf Euch!« Und als sie zum dritten Mal nieste, sprach der Köhler ärgerlich: »Ei, will Euch Gott nicht helfen, so helfe Euch der Teufel!«

Da wandte sich die Jungfer um und sprach: »Hättest du noch einmal gesagt, ›Gott helf Euch!‹, so war ich erlöst und du auf immer glücklich.«

Dann verschwand die Jungfer vor den Augen des betroffenen Köhlers.

Quellen:


1)
Auf dem Ruppberg sollen die Dynasten von Nordeck gewohnt und ein gewisser Ruppert von Nordeck ein Schloss erbaut haben.