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Der Pferdeschinder
Früher führte der Weg von Cottbus (Choćebus) nach Görlitz durch den grossen Wald bei Trebendorf. Da war damals eine alte Schenke, noch heute heisst der Fleck stara kercma. Da nun fuhr einstmal ein Fuhrmann. Der behandelte seine Pferde immer sehr schlecht und lud noch einmal soviel auf, als sie ziehen konnten. Wie er da unterweges war, schlug er die Pferde sehr mit der Peitsche, und wie das nichts half, zog er eine Runge (klonica) aus dem Wagen und schlug damit auf die Pferde. Und weil das half, steckte er den Pferden brennenden Schwamm unter den Schwanz. Da kam so ein schwarzer Mann herangesprungen. Der gab dem Fuhrmann eine Ohrfeige, dass ihm Hören und Sehen verging und sagte: »Hier, am Hinterrade sollst du »schürgen1)« (ćišćać)«. Und der schwarze Mann trieb ihn mit der Peitsche an, wie er erst die Pferde getrieben hatte. In die nächste Schenke kam dann jemand hinein und sagte: »Ausspannen (hupsćegać), für Mots Dunka sein Pferd zwei Metzen Hawer«. Wie dann der Hausknecht herauskam, stand der Fuhrmann noch schürgend am Hinterrade des Wagens. Da führte ihn der Hausknecht in die Stube und der Fuhrmann setzte sich auf die Ofenbank, war ganz blass und über und über voll Schmutz. S.
Quelle: Schulenburg, Willibald von: Wendisches Volksthum in Sage, Brauch und Sitte. Berlin: Nicolai, 1882, S. 83.