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Des Nachtjägers Hund

Mal war der Müller von der Rollmühle (Rula) bei Mühlrose zu Besuch in Burghammer (Burkhamer). Wie er in der Nacht um zwölf Uhr zurück wollte, wollten sie ihn nicht gehen lassen, weil der Nachtjäger jede Nacht, um Mitternacht, seinen Strich da hatte. Da sagte der Rollmüller: »Ich fürchte mi ni (mich nicht) und wenn der Deibel käme, ja se nebojm, dajž tež ten cart ćidźo«. Wie er nun nach Hause ging und auf den »Fleck« [Stelle] bei dem weissen See (bjeły jazor) zwischen Burghammer und Neustadt kam, kam der Nachtjäger und mit ihm ein grosser Hund. Der war so nahe, dass ihn der Rollmüller sehen konnte. Da sagte er: »Caro, such'«. Da kam der Hund und ging mit ihm nach Hause. Wenn der Rollmüller nach Hause kam, so war er gewohnt, musste ihm seine Frau die Stiefeln ausziehen, denn er behandelte sie schlecht. An dem Abend aber liess es der Hund nicht zu. Ueberall ging er mit, doch frass nichts. Wo der Rollmüller war, war auch der Hund; legte sich der Rollmüller nieder, legte sich auch der Hund beim Bette hin.

In den Tagen kam der Oberförster zum Rollmüller und sie gingen auf die Schneidemühle. Da sagte der Müller: »Ja ńewěm, co b'žo z teje 'šichte wordować. Dźož ja dźom, tam dźo wón sobu; ńežeŕo nic. Ich weiss nicht, was aus der G'schichte werden soll. Wo ich gehe, da geht er mit; frisst aber nichts«. Drei Nächte ging der Hund so mit dem Rollmüller herum und verschwand wieder in der dritten.

Quelle: Schulenburg, Willibald von: Wendisches Volksthum in Sage, Brauch und Sitte. Berlin: Nicolai, 1882, S. 2.