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Der hungrige Plon

Der Plon hatte einem Bauer viel Geld herbeigeschafft und der Bauer wollte ihn gern wieder loswerden. Dazu hing er an einen Balken in der Scheune einen Strumpf auf, schnitt unten den »Fuß«1) weg und sagte zum Plon: »Perej njekrynjoš nic jěsć, až budžoś tu strumpu pełnu penjez nanosić, eher kriegst nichts zu essen, als bis Du den Strumpf voll Geld wirst tragen«. Weil aber das Ende fehlte, wurde der Strumpf nie voll und der Plon »musste« vor Hunger »weg«. Doch das Geld, das der Bauer von ihm im Hause hatte, wurde lauter Pferdedreck (konjace gowna), nur das Geld, das er verborgt hatte, blieb richtiges Geld2).

Quelle: Schulenburg, Willibald von: Wendisches Volksthum in Sage, Brauch und Sitte. Berlin: Nicolai, 1882, S. 50-51.


1)
Die Sohle.
2)
Folgendes soll in einem Dorfe bei Muskau geschehen sein. In S …… hatte, wie es allgemein heisst, ein reicher Bauer den Plon; den wollte ihm ein anderer gern abkaufen. In der Schenke zu ….. kamen beide auf den Plon zu sprechen, fingen an zu handeln und wurden handeleins. Am nächsten Tage schickte der Käufer seinen Sohn, um den Plon mit der Karre abzuholen. Der Plonbesitzer schüttete aber den Sack voll Sand, lud ihn auf die Karre und gebot dem Jungen, nicht eher als zu Hause (im anderen Dorfe) nachsehen. – Ein Bauer in Schleife hatte den Plon und »brannte ab«. Am folgenden Tage kam ein fremdes Hühnchen zu dem um seine Heimath wohlverdienten Gemeindevorsteher Herrn Noack, und wollte nicht wieder weggehen. Niemand wusste, von wannen es kam. Ein Mann aus einem anderen Dorfe, der den Plon haben mochte, wollte gern das Hühnchen haschen. Aber er kriegte es nicht, so sehr er sich mühte. Immer war es weg, denn es war klein und verkroch sich leicht. Daher nun heisst es: Herr Noack hat jetzt den Plon.