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Das gespenstige Kloster
Da wo man es in der Nähe von Altenstein „auf der Wallfahrt“ nennt, soll es gar nicht geheuer sein, und wird davon gar mancherlei erzählt. Ein Kloster soll dort gestanden haben, welches im dreißigjährigen Krieg zerstört wurde. Häufig haben die Leute zur Nachtzeit zwei weiße Jungfrauen dort oben gehen sehen, welche Schlüsselbunde anhängen hatten, an den Glasbacher Brunnen gingen, und aus ihm tranken. Alle sieben Jahre an dem Lage, wo das Kloster zerstört worden ist, soll eine große Procession dort gehalten werden. Die todten Nonnen erstehen aus ihren Grüften, der Bau des Klosters erhebt sich nebelartig mitten im düstern Walde, es läutet die Klosterglocke, und die Nonnen ziehen Paarweise in die von Irrlichtschein erhellte, Nebelkirche. Viele Leute haben um Mitternacht das Glöckchen gehört, und manche haben auch das Kloster gesehen, und die Kirche und die Nonnen, wie aus Nebel gebildet, und durchsichtig. Der Platz, überm Glasbach, wo solches erschaut wird, heißt noch heutzutage „die alte Kirche.“
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung