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Die Kanne voll Laub
Dahinten auf dem Birkig in der Nähe von Steinbach wird ein Distrikt das Rittergut genannt, dort soll ein Edelhof gestanden haben, der aber im dreißigjährigen Krieg zerstört wurde. Wie er aber noch stand, da sollen die Edelleute einen gar großen Schatz vergraben haben, der soll noch bis auf den heutigen Tag stehen und sich manchmal zeigen. Einmal kam Eine dort herab, die sah mitten auf der Wiese drei Leuchter stehen, die gleisten in der Sonne wie pures Silber; da ging sie hin, hob einen auf, beguckte ihn und sprach: Nu! Wie sein da die Lüchter doch hergekomme? Wie sie das Wort sprach, hui, da waren die Leuchter hinweg, nichts war zu sehen von den zweien, die auf der Wiese standen, und in der Hand hatte sie, statt des dritten ein Stückchen faules Holz.
Ein andermal war Eine dort im Heumachen, die fand auf der Wiese eine hölzerne Kanne. Sie hatte dabei kein Arg, und dachte, die Mäher hätten sich Bier mitgenommen und beim Nachhausegehen die Kanne vergessen. Sie nahm diese deshalb mit, um sie jenen zuzustellen, als sie dieselbe aber in ihren Korb werfen wollte, kam ihr die Kanne so schwer vor; da machte sie den Deckel auf, und sah daß das Gefäß gedrückt voll Laub war. Sie dachte bei sich: Was ist nur in aller Welt den Mähern eingefallen, daß sie das Laub in die Kanne gethan haben? Mit dem dummen Laub willst du dich nicht schleppen, sie können froh sein, wenn du ihnen die leere Kanne wieder bringst. Und schüttete all das Laub auf die Wiese, bis auf ein Paar Blättchen, die zufällig darinnen hängen blieben. Unterwegs. begegneten ihr die Mäher, die rief sie an und sagte, sie habe ihre Kanne im Korb, das Laub aber hätte sie ausgeschüttet, sie könnten sich im Schäferberg andres holen, wenn sie dessen brauchten. Aber die Mäher sahen sie groß an, und sagten: Mei hon kei Kann loß steh, un huin gair keine miht gehatt! ban de eine gefonge hast, so musse en Anneres bob loß steh, ons es se net! Da verwunderte sich jene, wer nur die Kanne mochte haben stehen lassen. Wie sie aber heimkam und diese aus dem Korb that, da klapperte etwas drin, und wie sie hineinsah, lagen gerade so viele Dukaten darin, als Laubblättchen hängen geblieben waren. Da lief sie, was sie konnte, wieder auf die Wiese, wo sie das Laub hingeschüttet hatte, aber da war kein Blättchen mehr zu sehen.
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung