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Das besprochene Feuer
In Steinbach waren einmal zwei Brüder, beide Jäger, die hießen Fuchs mit Namen, und lagen über eine Erbschaft miteinander im Streit. Da wurde der eine so wüthend auf den andern, daß er hinging, und voller Rache und Bosheit seines Bruders Scheune zur Nachtzeit anzündete. Und damit das Feuer nicht gelöscht werden könne, und auch das neben der Scheune stehende Haus mit abbrenne, so hatte der Bösewicht zuvor das Wasser droben aus dem Schleifkothengraben auf die Wiesen geleitet, daß kein Tröpfchen mehr in das Dorf floß. Da fraß die Flamme um sich und es brannte nach allen Seiten hin, verzehrte auch Kirche, Pfarrhaus und Schule, und der Wind trieb den brennenden Speck und brennendes Stroh über den Berg auf das Schloß Altenstein, wodurch auch dieses entzündet und sammt den Amtsgebäuden in Asche gelegt wurde. Während das Dorf in Flammen stand, lag der Mordbrenner oben auf dem Kirchberg und sahe zu. Nun wird erzählt, daß das mals, als schon mehr als die Hälfte der Häuser, nehmlich 106 ohne Scheunen und Ställe brannten, und Niemand an Löschen denken konnte, ein fremder, unbekannter Mann daher geritten gekommen sei, welcher dreimal um die Häuser ritt, die noch standen. Und wie er zum drittenmale herum geritten war, da wandte sich das Feuer gegen ihn und die vielen tausend Flammenzungen schlugen nach ihm zu, und flogen ihm nach. Der Reiter gab seinem Gaul die Sporen und ritt im gestreckten Galopp thalabwärts, was nur das Pferd laufen konnte, und das ganze Feuer loderte ihm nach bis hinab auf die Siegwiese, konnte ihn aber nicht einholen. Und da erlosch das Feuer mit einemmale, und brannte nichts mehr ab. Wer aber der fremde Mann war, hat Niemand gewußt, und Niemand erfahren, und kein Mensch hat ihn wieder gesehen. Der Mordbrenner Fuchs verdingte sich nach der Hand nach Witzelrode bei die Herren von Butler als Jäger, und seine böse That kam erst nach ein Paar Jahren an den Tag. Da lag in Schweina ein Mann auf dem Todbette, bei dem war Fuchs oft ein- und ausgegangen, hatte sich allerlei Drohworte gegen seinen Bruder geäußert, hatte auch Pechkränze bei diesem Mann gemacht. Der bekannte nun, was er von dem Jäger Fuchs wußte, dieser wurde in Salzungen gefangen, und ihm wegen seiner Brandstiftung, auch sonstiger getriebener vieler Teufelskünste der Prozeß gemacht, und er auf dem Markte zu Schweina im Jahr 1737 lebendig verbrannt.
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung