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Die wachende Schlange
In Steinbach war ein Mann, der alte Schmidte Sömme (Schmieds Simon) geheißen, der war sehr gut Freund mit den Venetianern, soll auch oftmals mit ihnen gegangen sein an den Inselsberg und aus einer Höhle Golderde mit weggetragen haben. Diese Höhle ist noch vorhanden, kann aber nur mittelst der Wünschelruthe aufgefunden werden. Sie ist Anfangs ganz eng, so daß man kaum hineinkriechen kann, innen aber erweitert sie sich allmählig. Ist man ein Stück hinein, so kömmt man an ein breites Wasser, und über dieses liegt eine große Schlange herübergestreckt, welche beständig wacht, und den Schatz drüben hütet, sie richtet ihren Kopf den Kommenden entgegen, zischend, und Rauch und Feuer aus ihrem Rachen speiend. Es gibt kein anderes Mittel, um jenseit des Wassers zu gelangen, als dieser Schlange kecklich auf den Kopf zu treten, dann verwandelt sie sich alsbald in eine schöne Brücke, über welche man bequem hinwegschreiten kann, um von der Golderde zu nehmen so viel man will. Also hat der alte Schmidte Sömme erzählt. Dieser Alte war das Haupt aller Wilddiebe, deren es dort vor Zeiten nicht wenig gab. Er fürchtete sich weder vor dem Teufel, noch vor dessen Großmutter. Einmal des Nachts sitzt er am Frauenberg oder Atterod, da kommt auf einmal der Teufel durch die Luft auf einem Faß geritten, und damit nach Steinbach zu. Der alte Schmidte Sömme schießt hinauf nach dem Teufel, und trifft ihn richtig in das Bein, daß der das Faß muß fallen lassen, welches voll Branntwein war, aber durch den Sturz entzwei ging.
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung