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Nixen im Salzunger See
Der Salzunger See, welcher die Eigenschaft haben soll, mit dem Meer in unterirdischer Verbindung zu stehen, und bei einigen Erdbeben sonderbare Anzeichen durch Strudeln und Aufwallen des Wassers gethan, hat in seinem sehr tiefen Schooße nach der Sage des Volkes, auch eine, oder einige Nixen. In früher Zeit hat man häufig gesehen, daß eine Wasserfrau durch die See'spforte herein in die Stadt kam, zu den Fleischbänken trat, und feilschte; der Saum ihres Gewandes war feucht, ihr Haar hatte eine grünliche Farbe. Man sagt auch, daß sie, als sie das letzte Mal gekommen, ein Kind zurückgelassen habe, und dann nie wieder erblickt worden sei. Was aber aus dem Kinde geworden, und wie es beschaffen war, weiß Niemand zu berichten. Dicht am See liegt der Haunische oder Hühnische Hof, früher eine Wohnung verschiedener Burgmänner. Dahin sollen aus dem Wasser zwei Seejungfern zum Tanz gekommen sein, die auch wunderschön sangen, aber vor dem Schlag der Mitternacht hinwegeilten. Einst wurden sie gegen ihren Willen über diese Stunde aufgehalten, rissen sich los, und stürzten in den See, der wurde gleich darauf blutroth, und niemals hat man sie wieder erblickt. Allgemein spricht man auch, dieser See verlange jedes Jahr einen Todten. „Der See will sein Opfer haben.“
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung, Band IV S. 147-148