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Der winkende Feuermann
Auf der Lache bei Breitungen, ohnweit Kappe Michels Haus, stand vor Zeiten ein kleines altes Häuschen, in dem ein armes, aber frommes Ehepaar wohnte. Jedes Jahr zur Adventzeit kam ein feuriger Mann zur Nacht an das Häuschen, der winkte mit dem Finger, aber der Finger war so groß, wie eines andern Mannes Arm. Die Bewohner fürchteten sich sehr vor dem riesigen Feuergespenst, und hätten nicht den Muth, dem Winken Folge zu leisten. Zuletzt faßte die Frau ein Herz, und beschloß, der Erscheinung zu folgen. Sie fastete einen ganzen Tag und betete, zog sich kreideweiß an, und als der Feuermann wieder kam und winkte, nahm sie die Bibel und folgte ihm muthig nach. Er flakkerte ihr vor bis zum Glashüttenteich, dort vorbei, beim Steinbuch hinter, und zeigte ihr dann einen besondern Platz. Auf diesen Platz legte die Frau stillschweigend das Bibelbuch und ging nach Hause. Sie war aber von dem Gang und von Angst und Entsetzen so mitgenommen, daß sie mit Noth ihr Häuslein erreichen könnte; kaum vermochte sie, ihrem Mann zu bedeuten, wo das Buch liege, dann starb sie. Der Mann ging am Tage hin, fand den Platz und auch die Bibel, da grub er nach und hob einen überaus großen Schatz, davon er viele Aecker und Wiesen kaufte. Von diesem Besitzthum soll hernach, so sagen die Breitunger, das Uttenhovensche Gut entstanden sein.
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung, Band IV S. 135-136