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Jägerzauber

In der Zillbach1) diente ein Jägerbursche, der gute Waidmannsstücklein verstand. Nun trug es sich zu, daß er mit seinem Herrn, dem Förster, sich entzweite und dessen Dienst verließ, doch nicht ohne zuvor jenem einen argen Possen zu spielen. Er zauberte nehmlich das Wild aus dem ganzen Revier zusammen, und belud einen Hirsch mit seinem Gepäck, hierauf brachte er es dahin, daß ein Kreiser diesen Hirsch gewahrte, und nach ihm schoß. Alsbald stob alles Wild auseinander, und ließ sich kein Stück mehr sehen, zum großen Verdruß und Nachtheil des Försters. Später verheirathete sich der Jägerbursche und fand Veranlassung, sich mit seinem vormaligen Herrn auszusöhnen, ja es kam dahin, daß er den Förster sogar zu Gevatter bat. Als dieser die fromme Pflicht erfüllt hatte, und von seinem neuen Gevatter ein Stück durch den Forst begleitet wurde, klagte er demselben seine große Noth. Der Jäger lachte, und sprach: Seid nur getrost, Gevatter, nun sollt Ihr auch wieder Hirsche schießen. Er wand darauf von Stroh einen kranzartigen Büschel, und hieß den Förster hindurchsehen, da sah er Hirsche genug, und der Zauber war gelöst.

Quellen:


1)
Ein S. Weimar. Jagdschloß in einem nach der Werra ausmündenden Waldthale.