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Die Katze frist Alles
Von demselben Wirth erzählt man noch gar viel lustige Schnurren und Schnaken, wie denn gewöhnlich die Tradition um eine besondre Deutlichkeit oder Persönlichkeit ihren Stoff anhäuft, unter andern auch dieses: Der Wirth hatte viele Mäuse im Hause und Ratten, und wußte sich gar nicht mehr zu helfen. Damals gab es aber noch keine Katzen in Wasungen. Da wurde dem Wirth angerathen, er solle nach Meiningen fahren, und eine Katze kaufen, so würde er der Plage bald los sein, denn dieses Thier vertilge die Mäuse. Das ließ der Mann sich nicht zweimal sagen, fuhr mit seinem Knecht, und kaufte eine Katze um ein gutes Stück Geld. Auf dem Heimweg fiel ihm bei, daß er vergessen, sich zu erkundigen, was die Katze fresse, denn er bedachte, daß solch ein Thier auch leben wolle, wenn es keine Mäuse und Ratten mehr gäbe, sandte deshalb den Knecht zurück, anzufragen, was die Katze fresse? und fuhr einstweilen nach Hause. Wie der Knecht ankam, fragte der Herr neugierig; Nun was frißt die Katze? Alles, war die Antwort. Alles? - Ja, Alles war der wiederholte Bescheid. Ei behüt uns Gott für so einem Thier! Sprachs, und schickte die Katze augenblicklich wieder zurück.
Somit genug von Wasunger Streichen.
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung, Band IV S. 127-128