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Die Pantoffeln
Einst kehrte ein Fremder in ein Wirthshaus zu Wasungen ein, allda zu übernachten, der hatte viel gehört von den Wasunger Streichen, machte sich lustig beim Wirth, und sagte spöttlich: Ich möchte doch auch einmal einen Wäsunger Streich sehen, könnt ihr mir keinen machen, Herr Wirth? Ei, warum denn das nicht, antwortete dieser, das kann wohl geschehen, harret nur. Als dieser Gast sich's bequem machen wollte, zog er die Stiefeln aus, und begehrte, der Wirth solle ihm ein Paar Pantoffeln leihen, das war dieser auch zu thun willig, nahm die Stiefeln, und schickte kurz darauf die verlangten Pantoffeln. Am andern Morgen, da der Gast weiter reisen wollte, begehrte er seine Stiefeln; siehe da brachte der Wirth ein Paar Schäfte, von denen die Schuhe abgeschnitten waren. Was ist das? Was soll das heißen? fragte der Gast, und wo sind die untern Theile? Ei die habt Ihr an den Füßen, sprach der Wirth; Ihr wolltet ja einen Wasunger Streich sehen, und da habt Ihr einen. Wir haben die Schäfte abgeschnitten, und aus dem Uebrigen Pantoffeln gemacht, die Ihr begehret. - Daran mußte sich der Fremde genügen lassen, und soll seitdem keinen Wasunger Streich wieder verlangt haben.
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung, Band IV S. 126-127