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Das Kroatenglöckchen
Zu Walldorf am Kirchthurm hängt außen ein kleines Glöckchen, das Kroatenglöckchen geheißen. Davon erzählen noch heute die Landleute Folgendes:
Im dreißigjährigen Kriege ging es schlimm her im Werrathal, und ganz besonders übel hausten die Kroaten, welche das Volk ärger als den Teufel fürchtete. Als nun ein Schwarm dieser wilden Kriegsleute sich auch Walldorf näherte, um mit Plündern, Morden und Todtschlagen, Sengen und Brennen dort sein Wesen zu treiben, so begab es sich, daß ein kleines Glöckchen, welches außen am Thurm hing, und nicht geläutet werden konnte, weil dasselbe keinen Klöppel hatte, von selbst anfing, zu läuten, wodurch die Gemeinde in Allarm kam, und wenigstens so viel Zeit gewann, das Leben zu retten, denn die gleich darauf einfallenden Kroaten brannten das Dorf sammt der Schule und Kirche nieder, doch blieb der Thurm mit dem Glöckchen stehen, und letzteres wird immer noch das Kroatenglöckchen genannt.
Die unfern von einander liegenden Dörfer Walldorf und Wallbach sollen ihre Namen von einer ehemals häufig besuchten Wallfahrt haben, die zu einem Heiligenbild in der Nähe geschah, wovon noch ein Berg am rechten Werraufer der Heiligenberg heißt.
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung, Band IV S. 115-116