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Zweier Kaiser Tod in Memleben

Merkwürdig ist, daß zu Memleben zwei deutsche Kaiser das Zeitliche mit dem Ewigen tauschten. Der erste derselben war Heinrich I., der Finkler, welcher diese Gegend ganz besonders liebte, in der er auch beim Vogelheerd betroffen wurde, als die Abgesandten der deutschen Fürsten ihm seine Wahl an Konrads Statt verkündeten. Der Kaiser gedachte nach Rom zu ziehen, wurde aber zu Bodfelde, wo er der Jagd wegen mehre Lage weilte, von einem Schlaganfall betroffen. Doch erholte er sich wieder, und wohnte in Erfurt einer Synode bei, wo die meisten Reichsfürsten versammelt waren, und wo er seinen Sohn Otto I. ihnen zu seinem Nachfolger vorschlug. Von da reiste er nach Memleben mit geringem Gefolge; dort wiederholte der Schlaganfall, und der ruhmreiche Kaiser verschied am siebenten Tag des Monats Juli 936, nach herzlichem und schmerzlichem Abschied von seiner Gemahlin Mechtildis. Wunderliche Zeichen sind, wie man ließt, diesem Todesfall vorangegangen. Die Sonne verlor bei hellem Himmel ihren Schein und ward verfinstert, und schien durch die Fenster der Häuser mit gleichsam blutfarbigen und bleichen Strahlen. Der Berg, auf dem das Kloster bei Quedlinburg gelegen, in dem hernach der Kaiser beerdigt wurde, warf Flammen aus.

Heinrich des Finklers Sohn, Otto der Große, fand ebenfalls in Memleben seinen Tod. Dieser Kaiser kam von Merseburg mit seinem Gemahl Adelheidis und seinem Sohn Otto nach Memleben, Willens, von da zurück nach Quedlinburg zu gehen, dies geschah am Dienstag vor dem heil. Pfingstfest im Jahr 973. In der nächsten Nacht verließ der fromme Fürst das Lager nach seiner Gewohnheit, und wohnte dem Horasingen und der Frühmette bei, dann ruhete er ein wenig, theilte nach dem Hochamt Almosen unter die Armen aus, war den Lag über heiter, und wohnte auch der Vesper bei. Nach gehaltenem Absingen des Evangeliums begann er sich übel zu fühlen, und wollte umsinken. Da dies die umstehenden Fürsten sahen, führten sie ihn zum Sessel und stützten sein Haupt. Bald darauf ward er mit den heiligen Sakramenten versehen, und als er diese empfangen hatte, gab er ohne Seufzer mit großer Ruhe den Geist in die Hände des Schöpfers aller Kreaturen zurück. Sein Leichnam wurde aus der Kirche in den Kaiserpallast herübergebracht und sein Tod erst spät am Abend dem Volke verkündigt. Sein Eingeweide wurde in der Kirche zu Memleben beigesetzt, sein Leichnam aber nach Magdeburg geführt und dort nahe bei dem Grabe seiner ersten Gemahlin, Editha, beerdigt. Kaiser Ottos und der Editha, auch Andrer uralte Bildnisse fanden sich abgemalt auf den Steinpfeilern der Klosterkirche zu Memleben, davon jetzt nur noch Weniges zu erkennen ist. So gingen an diesem merkwürdigen Ort zwei große deutsche Kaiser nach thatenreichem Leben zur ewigen Ruhe ein.

Quellen: