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Der schmätzende Tod

Im Jahr 1565 ereignete es sich zu Sangerhausen, daß eine vornehme Matrone Todtes verblich, worauf nach ihrem Ableben ein so geschwindes Sterben begann, daß es von Woche zu Woche sich mehrte, so daß es von 18 Personen in die 30, dann in die 50, dann in die 60, 80 bis 129 stieg. Da entstand ein allgemeines Gerede im Volke, es wäre der schmätzende Tod, herrührend von jener Matrone, die im Grabe schmätze und um sich fresse, wie man von andern Orten her wohl öfters Exempel erfahren hatte, und so lange solch Schmätzen daure, so lange mehre sich das Sterben. Deshalb begehrten Viele, man solle das Grab aufthun, die Schleier und Grabtücher der Todten entreissen, und ihr mit einem Grabscheid den Hals abstoßen, welche Mittel man anderwärts mit Nutzen gebraucht habe. Einem solchem Begehren konnte nur mit Mühe gewehrt, und dem Volke sein Aberglauben kaum genommen werden. In 26 Wochen sind damals 1174 Peronen zu Sangerhausen gestorben, das damals 700 Häuser zählte.

Quellen: