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Der heilige Jodute
Als in der großen Schlacht am Welfesholz Kaiser Heinrich V. von Thüringern und Sachsen geschlagen, und der tapfere Graf Hoyer von Mansfeld durch die Hand des mannlichen und berühmten Grafen Wipprecht von Groitsch gefallen war, zerstreute sich das flüchtige Volk was noch am Leben, in den Gründen nach Mansfeld, Sangerhausen und Kiffhausen zu. Die Sachsen aber errichteten nicht lange hernach in dieser Gegend ein Siegeszeichen, nehmlich einen geharnischten gewappneten Mann auf einer Säule, so in der Hand einen stattlichen Streitkolben, gleich als zum Streit gezuckt, gehalten und auf beiden Seiten das alte Sächsische Wappen, nehmlich einen springenden weißen Hengst im rothen freien Felde neben sich gehabt. Dieses Bildniß sollte ein Gedeute oder Gemerke sein der Schlacht, so des Orts geschehen. Die Landleute gingen fleißig zu beten hin, auch die Priesterschaft ehrte es als ein heiliges Bild, und nannte es Signum Adjutorii, des Helfers Dankzeichen, woraus das Volk St. Jodute machte. Kaiser Rudolph, als er 1289 zu Erfurt Reichstag hielt, befahl, die Bildsäule hinwegzunehmen, weil man fast Abgötterei mit ihr trieb, und eine Kapelle an die Stätte zu bauen. Aber das Volk verehrte noch einen Weidenstock in dieser Kapelle, von dem die Priester sagten, er habe in jener Schlacht Jodute gerufen, und dadurch den Sieg zuwege gebracht.
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung, Band IV S. 83-84