Frankenhausens Klostersagen

Bei Frankenhausen war ein berühmtes Cisterzienser-Nonnenkloster zu St. Georg, darin war ein Mirakelbild der heiligen Jungfrau Maria aufgestellt, welchem große. Verehrung geschah, und von welchem unzählige Wunder erzählt wurden. Das größte solcher Wunder war dieses, daß das Bild beim Herannahen freudiger Zeiten und Ereignisse erröthete und in lieblicher Gesichtsfarbe strahlte, wann aber trübe Zeit herannahte und vorhanden war, dann verblich die Farbe des Bildes, und wurde bleich und immer bleicher, zu der Conventualen und des Volkes großem Schreck und mächtiger Betrübniß. Jetzt ist keine Spur mehr von den Klostergebäuden vorhanden, früher aber stand bei der Schule, gegen Morgen nach dem Vorwerk zu, ein solches, das man zu einem Schutthause gebrauchte. Darinnen war eine gewisse Thür, die ich alljährlich in den Fasten zu einer bestimmten Stunde aufthat und nicht verschlossen werden konnte, so viele Mühe man sich auch geben mochte, bis die Zeit vorüber war, dann verschloß sich die Thüre von selbst wieder.

Quellen:

• Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung