Dies ist eine alte Version des Dokuments!
<<< zurück | Die Sagen des Kiffhäusers und der Güldenen Aue... | weiter >>>
Bonifaziusburg und Pfennige
Dicht über dem Dorfe Seega, zwischen Sonderhausen und Sachsenburg liegt die Trümmer der Arnsburg, auf hohem und steilem Waldberg, im Gebirge der Hainleite. Den Namen führte die Raubveste vom Aar, dem größten Raubvogel; unter ihr zog die Heerstraße von Erfurt durch die Hainleite nach dem Harzwalde. Die Zeit ihrer Erbauung liegt im Dunkel; die Herren von Arnsburg starben frühzeitig aus, die Burg kam an die Grafen von Hohnstein, dann an die von Beichlingen, endlich an das Haus Schwarzburg, unter dem das Schloß ein Amthaus ward, welches später auch einging. Das umwohnende Landvolk nennt die Ruine nur die Bonifaziusburg, und weiß viel und mancherlei von ihr zu erzählen. Es werden auf ihr die Bonifaziuspfennige gefunden, kleine runde und flache Steinchen, darüber man diese Sage hört: Als vor Zeiten der heilige Bonifazius vom Eichsfelde herüber auch in diese Gegend Thüringens kam, die christliche Lehre zu begründen und das Heidenthum auszurotten, fand er großen Widerstand, und das Volk weit mehr Verlangen tragend nach den irdischen, denn nach himmlischen Gütern. Die alten Bewohner verlangten von ihm und seinen Gehülfen Geld und Gut, und als sie dieses nicht erlangten, schalten sie die Bekehrer übel und warfen sie mit Steinen. Da verfluchte Bonifazius alles Geld im Lande, und augenblicklich schrumpfte jeder Pfennig zu einem kleinen Stein zusammen. Als die Heiden dieses Wunder sahen, erschraken sie und ließen sich taufen. Was aber zu Stein geworden war, blieb Stein, davon findet man noch bisweilen an der Arnsburg und an der ihr nahe gelegenen Sachsenburg, und nennt es Bonifaziuspfennige.
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung, Band IV S. 66-67