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Die Kaiserpfalz in Tilleda
In Tilleda stand auch eine Kaiserpfalz, welche so spurlos von der Erde hinweggeschwunden ist, daß nicht einmal ihre Stätte gewiesen werden kann. Sie wurde schon zur Zeit der fränkischen Kaiser erbaut, und diente zunächst als Grenzveste und Trutzburg gegen die umwohnenden Sorben und Wenden. Kaiser Heinrich der Finkler und seine Nachkommen, die Ottonen und Heinriche, besaßen die Burg als kaiserliches Palatium, und hielten sich oft dort auf. Viele meinen deshalb, daß die Burg Kiffhausen zum Schutz und Schirm dieser Pfalz erbaut worden sei. Kaiser Otto II. schenkte seiner griechischen Gemahlin Theophania die Pfalz und den Ort Tilleda zum Leibgedinge, im Jahre 972. Im Jahr 1191 kam Kaiser Heinrich der Sechste nach Tilleda, des Barbarossa Sohn, die Unterwerfung Herzog Heinrich des Löwen von Braunschweig zu erwarten, und sich dann mit ihm zu versöhnen. Ungern trat Heinrich der Löwe die Reise zu dem erzürnten und strengen Kaiser an, der damals in Saalfeld Hof hielt, und ihn dort erwartete. Auf der Reise stürzte der Herzog bei Bottfelden im Harzwald vom Pferde, brach das Bein, und wurde nach Kloster Walkenried gebracht. Als dem Kaiser die Kunde dieses Unfalles zukam, hielt er sie Anfangs für einen Trug, dann aber, als er erfuhr, daß dem also sei, wie ihm berichtet worden, bewegte Mitleid sein Herz, und er reiste nun auf die Pfalz nach Tilleda. Dorthin ließ sich der noch immer kranke Herzog bringen, bat um Gnade, und erhielt sie. Bei dieser Zusammenkunft und Versöhnung wurde zugleich Heinrich des Löwen Sohn vom Kaiser mit der Würde eines Pfalzgrafen feierlich bekleidet.
Heinrich der Sechste aber war der letzte deutsche Kaiser, der in Tilleda weilte, denn es findet sich keine Nachricht, daß nach ihm ein Anderer dort Hof gehalten. Die Kaiser wählten sich bleibende Wohnsitze, durchreisten nicht mehr das Reich, und die alten Pallatia gingen ein.
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung