Dies ist eine alte Version des Dokuments!
<<< zurück | Die Sagen des Kiffhäusers und der Güldenen Aue... | weiter >>>
Der güldnen Aue Preiß
Der liebliche und schöne Landstrich, welcher den Namen der goldenen Aue führt, und zu beiden Seiten des Helmeflusses, wie am Fuß des Kiffhäusergebirges sich ausbreitet, war schon im Alterthum berühmt und hoch gepriesen. In ihr erhob sich mehr als eine Kaiserpfalz, und die deutschen Kaiser aus dem Sachsenlande weilten oft und gern in diesen fruchtbarsten Gefilden. Bekannt ist die oft und viel erzählte Sage, wie einst ein edler Rittersmann, Graf Bodo von Stollberg eine Wallfahrt gethan nach Palästina, und dann heimgekehrt, gefragt worden sei, wie ihm das vielgepriesene heilige Land gefalle? Da habe er lebhaft ausgerufen: Ach, mit dem gelobten Lande! Ich nehme die güldne Aue dafür. Man hat dieses ergiebige Gefilde, darin Aecker liegen, die des Düngers nicht bedürfen, ein Mark und Schmeere des ganzen Deutschlands, eine aurea Tempe, den Edelstein im Ringe Thüringens und eine Rosenaue genannt. Ursprünglich war die güldne Aue eng begrenzt, und reichte nur von Heringen bis Brücken, dann aber dehnte man sie weiter aus, bis zur Unstrut, nordwestlich bis Nordhausen, südöstlich bis Freiburg. Und wie man das ganze Thüringerland vor Zeiten als einen Körper beschrieb1), so auch diese gesegnete Pflege, und nannte Heringen den Kopf, Alstedt den linken, Memleben den rechten Arm, Kelbra das Herz, Brücken und Wallhausen den Unterleib und die Füße.
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung