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Die Tafel voll Namen
Im siebenjährigen Krieg lag ein alter Soldat zu Sondershausen bei einem Friseur im Quartier, der hörte viel vom Kiffhäuser erzählen, und wollte doch auch einmal sein Glück versuchen. In der Himmelfahrtsnacht ging er auf den Berg, und kam an eine Pforte, die sich vor ihm aufthat. Er gelangte in einen matt erleuchteten Gang und endlich in ein Gewölbe, darin stand eine lange Tafel, an dieser Tafel saß die ernste Gestalt eines Mannes mit langem Bart und todtbleichem Antlig - und schrieb. Auf der Tafel fand er zahllose Namen eingeschrieben, und die Gestalt bedeutete ihn, er solle sich in den Finger schneiden, und mit Blut seinen Namen auf die Tafel schreiben, dann könne er reich werden, und von den Schätzen die ringsum in Truhen und Fässern in Gewölben umherstanden, nehmen, so viel er wolle. Allein der alte Soldat verweigerte standhaft, was von ihm gefordert wurde, und plötzlich geschah ein Donnerschlag, es war als breche der ganze Berg zusammen, und alles was er gesehen, verschwand vor seinen Augen, die Gestalt, die Tafel, und die Schätze. Tiefe Nacht umgab ihn. Mit Mühe und Noth fand er endlich nach langem und ängstlichem Umhertappen in der Finsterniß eine kleine Oeffnung, durch die er sich höchst mühsam herausarbeitete. Mit zerrissenen Kleidern und krank kam er wieder in Sondershausen an.
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung