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Der Kegel

Eine Sängerschaar sang in den Dörfern rings um den Kiffhäuser den Leuten das Neujahr an. Es traf sich, daß sie am Neujahrsmorgen über den Berg wanderten, vielleicht um nach Ichstedt oder Badra zu gehen; der Morgen war kalt, und wildes Schneegestöber umwirbelte die Männer. Gleichwohl trafen sie auf dem Kiffhäuser eine Gesellschaft an, welche sich mit Kegelschieben vergnügte. Das verwunderte sie gar sehr, denn Jahres- wie Lageszeit, so wie der Ort, alles war außergewöhnlich, schier unglaublich. Der Jüngste unter den wandernden Sängern, ein Bäckerbursche, nahm sich heraus, die Gesellschaft höflich anzureden, und zu sagen: Das wird uns drunten Niemand glauben, daß wir heute und hier haben Kegel schieben sehen. Möchtet mir wohl erlauben, einen Kegel mitzunehmen! Das ward ihm nicht verwehrt, und so ergriff er den König, und steckte ihn in seinen ledernen Ranzen. Rasch ging es nun weiter fort, und im Ort, wohin die Sänger wollten, angelangt, hatten sie nichts eiligeres zu thun, als zu erzählen, was ihnen auf dem Berge begegnet sei. Die Zuhörer bezweifelten es, da zog der Sänger sein Wahrzeichen hervor, den Kegel, der war aber plötzlich so schwer, daß er ihn fallen lassen mußte, und siehe, er war gediegenes Gold. Der Glückliche heilte redlich mit seinen Kameraden, und es trug dem so viel, daß keiner mehr nöthig hatte, mit Neujahrsingen sein Brod zu suchen.

Quellen:


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