<<< zurück | Die Sagen des Kiffhäusers und der Güldenen Aue... | weiter >>>
Die geraubten Fräulein
Vor Zeiten hausten wilde Raubritter in der alten Burg Kiffhausen. Des Tages schwärmten sie in Wald und Flur umher, plagten die Umgegend und raubten Menschen und Vieh, Gut und Geld, und des Nachts schwärmten und schwelgten sie in und von den erbeuteten Schäßen. Sie hatten nach allen Seiten hin von der Burg aus lange und heimliche Gänge unter der Erde, so daß sie bald da, bald dort unversehens hervorbrachen, und ebenso schnell wieder verschwanden. Einst raubten sie am hellen Mittage in Kelbra vier junge und wunderschöne Fräulein, die eben aus der Kirche kamen, und schleppten sie auf die Burg. Auch aus an, dern Orten holten sie sich junge Dirnen. Die Fräulein sollen nachher manchmal mit den Raubrittern auf die Jagd geritten, aber niemals wieder herunter in die güldne Aue gekommen sein. Zuweilen in hellen Nächten sieht man sie noch über den Berg reiten auf schönen schneeweißen und prächtig angeschirrten Pferden, aber es ist nicht gut, ihnen zu begegnen.
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung