<<< zurück | Die Sagen des Kiffhäusers und der Güldenen Aue... | weiter >>>
Der Ring des Barbarossa
Einem Hirten, der am Kiffhäuser Schweine hütete, verlief sich ein Stück der Heerde. Er suchte es überall, und fand es nicht; endlich nach dreien Tagen sah er die vermißte Sau aus einem Bergloch kommen, und die vorher mager war, erschien jetzt wohl gemästet, dick und fett. Der Hirte erzählte das Jedem, der es hören wollte, so kam das Gerede davon auch zu den Ohren des Grafen in Rosla. Der wollte gern der Sache auf den Grund kommen, was in dem Berge sei. Es saß im Thurm ein Gefangener, der war zum Tode verurtheilt; diesem wurde Leben und Freiheit versprochen, wenn er in das Bergloch kriechen, und, herausgekommen, treu erzählen wolle, was er gehört und gesehen. Der Verurtheilte kroch in den Berg und kam auch wirklich bis in den Saal, in welchem Kaiser Friedrich saß, der sah ihn starr an, und gab ihm einen goldnen Ring und sprach: Hier ist ein Ring für Deinen Grafen! Sage ihm, er solle nicht wieder schicken. Denn hier ist meine Residenz, und Niemand hat hier etwas zu suchen. Darauf wurde Alles um den Abgeschickten her unsichtbar, mit Angst und Noth fand er den Ausgang wieder, und berichtete, was er gesehen und gehört, und übergab dem Grafen den Ring, der mit Verwunderung ihn nahm, und dem Boten sein Wort erfüllte.
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung