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Die große Heerde

Einmal trieb auch ein Schäfer seine Heerde ziemlich weit herauf an das alte Kiffhäuserschloß und blies fröhlich auf seiner Schalmei, daß es weithin hallte und schallte. Plötzlich stand ein ganz kleines Männlein neben ihm, grüßt ihn artig und züchtiglich, und fragte: Möchtest Du wohl den alten Kaiser Friedrich sehen, und ihm auch solch ein fröhliches Stücklein aufspielen? Warum denn das nicht? erwiederte der Schäfer, und folgte dem Männlein getrost in den Felsengang, der sich mit einemmale vor ihnen aufgethan. Nach ziemlich langer Wanderung kamen sie in eine weite Halle wo der Barbarossa mit geneigtem Haupte und geschossenen Augen zu schlummern schien. Beherzt ergriff der Schäfer nun seine Schalmei und blies. Da hob der alte Kaiser sein Haupt mit dem rothen Bart empor, der durch den Tisch gewachsen war, und fragte: Fliegen die Raben noch um die Burg? Sie fliegen noch! erwiederte der Schäfer. diese Antwort seufzte der Kaiser tief und schwer, und sprach kummervoll: So muß ich aufs neue hundert Jahre schlafen! Neigte wieder sein Haupt, und schien zu entschlummern. Der Zwerg führte hierauf den Schäfer wieder an das Tageslicht, und verschwand, ohne ihm eine Belohnung zuzustellen. Wie der Schäfer nach seiner Heerde sah, die zuvor klein war, erstaunte er, zählte und zählte, und fand, daß hundert Stück darüber waren. Die waren nun sein Eigenthum, und er wurde durch sie reich.

Quellen: