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Die Burg Kiffhausen
Alte Geschichtschreiber haben behaupten wollen, die Burg Kiffhausen sei von dem Römer-Feldherrn Julius Cäsar, oder doch mindestens vom Drusus, erbaut worden, und leiten deren Namen von dem lateinischen Wort confusio her. Daran glaubt heutzutage kein Mensch mehr. Uralten deutschen Baues aber ist die Burg, deren mächtige Trümmer mit einem starken Thurm einen großen Theil des eigentlichen Kiffhäuserberges bedecken. Das Schloß zerfiel in zwei verschiedene Bauwerke, die obere und die untere Burg, zur erstern gehört der Thurm, davon ein Theil noch steht, mit seiner starken Ummauerung, ein zur Vertheidigung günstig gelegner Hochpunkt, die höchste Spitze des Gebirges überragend und beherrschend; zu diesem Theil der Veste führte das noch sichtbare Erfürter - Chor, weil man bei dieser Trümmer Erfurt zu erblicken vermag. Die Unterburg enthielt noch umfassendere Gebäulichkeiten, wie deren zerfallene weitläuftige Trümmer verkünden. Von ihr gesondert, ostwärts, lag die später erbaute Wallfahrt - Kapelle zum heiligen Kreuz mit ihrem Kirchhof, durch dicke Mauern und einen Thurm abgesondert, gesichert. Die ganze Bergebene des Gipfels war mit Gebäuden und Mauern großen Umfanges besetzt, und es mußte das hochthronende Kaiserschloß einen prächtigen Anblick gewähren. Nur wenige Mauerreste zeugen noch von der alten Pracht. Geschichtlich wahrscheinlich ist, daß Kiffhausen erbaut wurde als eine Grenzfeste und Schutzburg Thüringens gegen die damals in dieser Gegend noch verbreiteten Sorben, und bald darauf von den Sachsenkaisern in Besitz genommen ward, die in der am Bergesfuß gelegenen villa regia Tilleda ein Palatium hatten.
Ein alter Chroniken - Reim sagt aus:
Anno Chrifti 530.
Stollberg das Schloß ward fundirt,
Wider die Thüringer aufgeführt.
Und Kiphhausen renovirt fein,
Am Harz erbaut der Sachsenstein.
Die Gewitter der Zeit umtosten oft und furchtbar das hohe Schloß. Nicht immer war es in der deutschen Könige Hand, oft in der widerspenstiger Vasallen, troßkräftiger Völker. Im Jahr 1069 ward es von Reichssöldnern erobert, und 7 Jahr später von den vereinigten Sachsen und Thüringern wieder genommen und behauptet. Kiffhausen wird in alten Schriften die festeste Burg Thüringens genannt. Sie wurde abermals durch den Sohn des von Ludwig dem Springer ermordeten Pfalzgrafen Friedrich für den Kaiser gewonnen.
Im Jahr 1115 ward die Schlacht am Welphesholz geschlagen; die Flüchtlinge vom Kaiserheer suchten zum großen Theil Sicherheit hinter Kiffhausens Mauern, und vertheidigten die vom Feind berannte Burg mit dem Muth der Verzweiflung. Drei Jahre lang dauerte die Belagerung, dann ward die Burg erobert, und Flamme und Schwert führten einen Vertilgungskrieg. Kiffhausen wurde ein blutbespritzter Schutthaufen, auf den rauchenden Trümmern erschollen der Sachsen und Thüringer rauschende Siegesgesänge. Dennoch erstand die Burg, ein Phönix, aus ihrer Asche, und es scheint unwahrscheinlich, was vielfach behauptet wird, daß Kiffhausen unter der Zahl der 66 Burgen gewesen sei, die Rudolph von Habsburg zerstören ließ, vielmehr erscheint ein Graf von Rotenburg-Beichlingen als ein darauf von diesem Kaiser eingesetzter Burggraf. Später ward Kiffhausen Eigenthum der Grafen von Schwarzburg, hatte zu Anfang des 15ten Jahrhunderts noch stattlich wohlerhaltene Gebäude, wurde 1433 mit einer herrlichen neuen Kapelle geziert, und dadurch zum besuchtesten Wallfahrtort.
Mit der Reformation hörte die Wallfahrt auf, Burg und Kapelle standen allmählich verlassen da und verfielen, dafür wurden beide von der erfinderisch schaffenden Poesie des Volkes, der lebendigen Sage, belebt und bevölkert.
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung