<<< | Sagen aus Thüringens Vorzeit, den drei Gleichen, dem Schneekopf und dem thüringischen Henneberg | >>>
Der Schlüsselheinze Stein
Ohnweit des Gottesfeldes über dem Thal der finstern Erle ragt der rothe oder Schlüsselheinze Stein, eine hohe senkrechte Porphyr-Felsenwand, empor; dort hütete einst ein Hirte aus dem Dörfchen Vesser die Pferde im Thalgrunde, als plötzlich oben auf der Höhe der Wand ein Reiter erschien. Unten wicherte eine Stute und unaufhaltsam sprengte der brausende Hengst die steile Wand hinab; Roß und Mann zerschmetterten und sollen noch dort umgehen. Viel ist auch in diesen Gebieten die Rede von reichem Berggeäder und goldhaltigen Wassern, doch ist von solchen Bergtraditionen das ganze Gebirg voll. Viel zumal steht in alten Bergbüchern vom König dieses Gebirges, dem Schneekopf, in dessen Schooß ein unschätzbares Gut von Metallen und edlen Erzen noch ruhen soll. Viele holten dort in seinen Nachbarbergen ihren Reichthum, denn da wuchsen und wachsen Goldnieren und Silberblumen, Rubinen und Amethysten, der Jaspisarten, Achate und Calzedone nicht zu gedenken, auch quellen in manchen Brunnen Gold- und Silberkörner empor.
So ist vom Schneekopf auch das noch zu erwähnen, daß von ihm die Sage geht, sein tiefes Innere sei voller Wasser, daher er auch nach allen Seiten hin die frischen Bergquellen hervorströmen laffe. Würde aber das Wasser aus den Teufelskreisen oben nach dem Gipfel austreten, so würde das ganze Land überschwemmt werden, darum soll auch alljährlich einmal zu Arnstadt für den Schneekopf ein Gebet gehalten werden.
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung