<<< | Sagen aus Thüringens Vorzeit, den drei Gleichen, dem Schneekopf und dem thüringischen Henneberg | >>>
Die Todtenlache
Nahe bei Rappelsdorf liegt ein, der Sage nach, unergründlich tiefes, mit Wasser gefülltes Loch, über 400 Schuh lang und gegen 100 Schuh breit, merkwürdig und verrufen beim Volk der ganzen Umgegend und die Todtenlache genannt. Dieser Name rührt ursprünglich daher, daß die in Rappelsdorf Verstorbenen, welche in Schleusingen beerdigt werden, gewöhnlich bis an diese Lache mit Leichenbegleitung getragen, dann aber ohne ferneren Conduct nach der Stadt gefahren werden.
Das Wasser ist außerordentlich hell und klar, friert niemals ganz zu, steht in unterirdischer Verbindung mit Höhlen und Klüften des nahen Berges, der die Haard genannt, besonders mit einem Brunnen im Bärengraben, wie durch dort hineingeworfene leichte Körper, welche in der Lache zum Vorschein gekommen, erforscht sein soll, und wird auch von Jahr zu Jahr größer. Auf dem Berge, die Rappelsdorfer Kuppe genannt, ist auch eine Art mit Wasser gefüllter Erdfall, das Maudeloch, welches ebenfalls mit der Todtenlache in Verbindung steht.
Alte Leute haben erzählt, daß kurz vor dem dreißigjährigen Krieg und besonders vor dem Kroatischen Einfall in Schleusingen Wassermenschen aus der Lache hervorgegangen und unterschiedlich gesehen worden sind.
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung