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Der Gang im Stein
Zwischen Dillstädt und Wichtshausen im Thale der Hasel zieht sich, wenn man aufwärts geht, links am Weg einige hundert Schritte lang eine malerische und vielfach zerklüftete Felswand hin, an deren Ende gegen Wichtshausen zu man eine tief eingehende Deffnung gewahrt. Die Wand nennen die Umwohner nur den Stein, und erzählen sich, daß einstmals Einer in diese Höhle gekrochen sei, und habe den Eingang nicht wieder finden können, sei daher weiter gekrochen, und endlich in einen Keller gerathen, von da hinauf ans Tageslicht, und habe sich nicht wenig verwundert, als er erfahren, daß er im Flecken Schwarza sei, welches von seinem Wohnorte eine starke Strecke lag, und vom Stein wohl eine Stunde weit entfernt ist. Andere sagen, daß es eine Gans gewesen, die in die Höhlung, so nahe am Weg, gefallen, und in einem Keller zu Schwarza wieder zum Vorschein gekommen sei. Sonst stand auch noch nah am Stein eine alte Eiche, die hernachmals umgehauen worden ist, an dieser war es nicht geheuer, ein schwarzer Hund hatte dort sein Wesen, in den ein alter und böser Oberförster verwandelt war. Der mußte dort umgehen.
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung