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Spukender Amtmann
Im Häselberg ist es nicht geheuer. Ein Amtmann, der bei Lebzeiten die Unterthanen geschunden , muß dort wandern. Einstmals kamen einige Weibsleute vom Bärmich herüber; es war gegen Abend, die Sonne schien aber noch an alle Berge. Da stand eine von den Weibern still und sagte leise zu der andern: Siehst Du ihn dort unten? - Wo? fragte jene. Dort an der Eiche, am Kreuzweg! Und da stand der Amtmann, wie er geleibt und gelebt hatte, und schien mit grimmigem Gesicht die Weiber erwarten zu wollen. Diese fürchteten sich und gingen vom Weg ab durch die Büsche, um der Erscheinung auszuweichen. Auf einmal hat keine ihren Korb mehr, und müssen ein langes und breites danach suchen, ehe sie ihre Körbe wieder finden. Das hat das Gespenst des Amtmanns ihnen angethan. Zur Nacht wandelt es feurig, und Viele haben es gesehen. Am Häselberg haben auch Leute zu Zeiten ein Schloß voller Lichter gesehen, daß sie gar nicht wußten, wo sie waren.
Man sagt auch von einem Amtmann, der in der Suhler Kirche umgegangen. Dort haben sie einen Jesuiter rufen lassen, der ihn fing und bannte, hat sich aber sehr mit ihm plagen müssen und ihn zuleht in ein schwarzes Tuch gerafft und von dannen getragen; darauf ward Ruhe.
So ist es auch im Gröhles, einem Grunde bei Benshausen, nicht richtig. Ein Mann und ein Junge kamen von Suhl den Fußweg über Albrechts her, wo sie Branntwein und Pfefferkuchen geholt hatten; sie hatten auch einen Hund bei sich, kamen in das Gröhles und ruhten dort aus. Da sahen sie, daß eine Laterne schnell hinter ihnen herkam. Sie wollten warten und mit der Laterne gehen, aber da wurde es ein mächtiger Klumpen Feuer, fuhr an ihnen vorüber, daß sie zum Tod erschracken, und der Hund lief fort und kam niemals wieder. Das wird wohl auch so ein Amtmann gewesen sein, der feurig spuken muß.
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung