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Teufelsbad und Teufelskreise

Auf dem Schneekopf, der gleich der Schneekoppe des Riesengebirges seinen Namen von dem lange und am längsten darauf liegenbleibenden Schnee erhalten, nicht weit unter seinem Gipfel, sind weit und breit verrufene Sumpfstellen, welche die Teufelskreise genannt werden. Wer sich in diese sumpfigen Gebiete verirrt, vermag sich schwerlich wieder herauszufinden, zumal wenn der Geist des Gebirgs die ganze Gegend in Nebelschleier hüllt. Am schlimmsten und gefährlichsten ist aber das ausgedehnte Moorloch, welches das Teufelsbad heißt, denn das ist unergründlich; wer hineinfällt, kommt nie wieder an das Tageslicht. Doch hörten wir sagen, daß in einen der Kreise geworfene leichte Körper in einem Brunnen zu Arnstadt wieder erschienen wären, und als Einige droben Blut hineingegossen, sei dasselbe zu Mäbendorf, im Thale der Hasel, aus einem Felsbrunnen wieder hervorgequollen. Wer sich darin badet, sagt der Name. Mancher ist schon übel dort angekommen, Manchen hat es auch bloß geneckt. Vieles erzählt sich das Volk davon, wie die Geister sonst auf diesen waldigen und einsamen Höhen ihr Wesen getrieben. Vor Alters war auch am Schneetiegel oben ohnweit der Teufelskreise ein Bergwerk; es konnte aber nicht weit fortgebaut werden, sondern mußte wegen des Gespensterspuks unbebaut liegen bleiben; so ist in alten Büchern davon geschrieben.

Ein armer Bergmann ging einst des Abends nach Hause, da begegnete ihm ein großer stattlicher Reitersmann, in einen rothen Mantel gehüllt, und fragte ihn, ob er ihm wohl gegen ein gutes Trinkgeld den Weg auf den Schneekopf und zu den Teufelskreisen zeigen wolle. Der Bergmann war sehr arm, der Mond schien hell und klar, und so entschloß sich jener zu dem Gang. Bei den Teufelskreisen angekommen, ließ sich der Reiter an den größten führen, stieg vom Roß, gab das dem Bergmann zu halten, breitete seinen Mantel auf die Erde, und hieß jenen harren, bis er wiederkomme, und Acht haben, ob das Wasser sich nicht blutroth färbe. Geschehe dieses, so werde er nicht zurückkehren, und dann solle er Mantel und Roß zum Lohn nehmen und nach Hause gehen. Und darauf stieg der Fremde in die Lache, welche man das Teufelsbad nennt, hinein und versank. Der Mond schien so hell, daß der Bergmann alles genau sehen konnte, dem ein großes Grauen ankam. Doch das Wasser blieb unverändert; der Fremde stieg wieder heraus, that seinen Mantel um, bestieg sein Roß und ließ sich von dem Bergmann durch den Wald wieder auf die Straße führen. Dabei befahl er ihm, seinen Kober1) mit dem Laub von den Büschen zu füllen, die er am Wege finden würde, und ritt dann davon, ohne Dank und Lohn, und der Führer hatte vor mächtigem Grauen gar nicht den Muth, daran zu erinnern. Auf dem Heimweg wurde dem Bergmann bange vor der schmählichen Zunge seines Weibes, wie das ihn anlassen würde, wenn er so spät in der Nacht heimkomme und nichts bringe, als einen Kober voll Laub, schüttete daher dasselbe verächtlich aus und empfing daheim, als er erzählt, was ihm begegnet war, richtig seine Strafpredigt, die er mit gewohnter Geduld ertrug. Am andern Morgen wollte die Frau ihm das Essen in den Kober thun, da sich denn fand, daß jedes hängen gebliebene Blättlein Laubes sich in ein Goldstück verwandelt hatte. Nun merkten Beide erst mit großem Verdruß, was es mit dem so unklug weggeworfenen Laub für eine Bewandtniß gehabt.

Quellen:


1)
Leichter Deckelkorb aus Flechtwerk