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Die verstopfte Salzquelle
Das Stadtlein Plaue in der Nähe von Arnstadt war früher nur ein Dorf, doch hatte es einen ergiebigen Salzbrunnen, welcher mit Vortheil benutzt wurde, und solchen Wohlstand hervorbrachte, daß Alles allda in Sammt und Seide ging. Ein Siedeknecht aber, der um leichtfertiger Streiche von seinen Obern gestraft worden war, verstopfte die Sohlquelle mit seinem seidenen Wams und versetzte sie aus Rache mit Zauberei, daß sie aufhörte zu fließen, und hernach hat ein Unglück über das andre, und zumal mancher Brand, das Städtlein betroffen. Auch sagen die Umwohner im Scherz, daß der jedesmalige Bürgermeister von Plaue als Rest der ehemaligen Herrlichkeit noch einen sammtnen Aermel aufbewahre, mit welchem angethan, er den einen Arm des Sonntags stattlich zum Fenster herauslege und sein Morgenpfeifchen behaglich schmauche; damit müssen sich die Plauischen necken lassen.
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung